L&L zurück zuhaus- Ein Rückblick auf unser erstes Abenteuer!

Eine 10858- Kilometer- Reise: 900 Kilometer-Wanderung, 14 Länder und ein Viertausender!

Genau zwei Monate ist es nun her, dass sich zwei frisch gebackene Abiturienten, die sich im Grunde nicht kannten, gemeinsam auf große Tour begaben: Eine Extremwanderung von 900 Kilometern, 14 bereiste Länder und jede Menge Spontanität.

Diese zwei jungen Menschen waren wir. Es ist unfassbar, wie viel wir erlebt haben… wie vielen extremen Wetterlagen wir standhielten, welche körperlichen Grenzen wir zu spüren bekamen und wie wir das einfache Leben mit all seinen kleinen Glücksmomenten Tag um Tag lieben lernten.

Wenn wir nun zurückdenken an den Anfang unserer Geschichte, können wir kaum glauben, wie alles so gekommen ist und wie viel sich mit der Reise doch für uns verändert hat. Auch wenn wir natürlich noch dieselben sind, fühlen wir uns doch auch wie zwei neue Menschen. Und nein, das liegt nicht etwa daran, dass wir mittlerweile 20 geworden sind oder, dass unsere Füße nun mit neuen steinharten Hornhautplatten versehen sind. Es kommt eher daher, dass das Leben mit „sehr wenig“ auf dem Alpe- Adria – Trail, auf dem wir uns jeden Tag mehr kennen gelernt haben, sehr prägend war. Wir konnten unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Reisen (und auch die Leidenschaft fürs Extreme) voll ausleben, haben jede Schwierigkeit gemeinsam gelöst und all die unvergesslichen Momente miteinander geteilt.

Vor drei Monaten hätte noch keiner von uns beiden erahnen können, was uns diesen Sommer erwartet… Wie auch? Schließlich wussten wir nicht mal von uns, dass der Andere überhaupt existiert. Doch bereits nach unserem ersten Treffen am verregneten 16. Juni spürten wir es beide schon: Dass das der Anfang etwas sehr Großem, sehr Verrücktem und sehr Schönem sein würde.

Und mit diesem ganz besonderen Gefühl im Gemüt stürzten wir uns Hals über Kopf hinein… Als wir am 11. Juli in den Zug stiegen war das sozusagen unser fünftes Treffen! Naja, aber eigentlich fühlte es sich auch gleichzeitig sowieso die ganze Zeit schon an, als würden wir uns ewig kennen. Dass wir bei unserem Kennenlernen zahlreiche Gemeinsamkeiten entdeckten (vom sportlichen Interesse bishin zur Vorliebe für Kakao anstatt Kaffee) oder oft Dinge im gleichen Moment dachten, schien gar nicht mehr aufzuhören und das mit dem „gleichzeitig denken“ dauert sogar bis heute an.

„Unser fünftes Treffen“ war wahrscheinlich mit einer Dauer von 62 Tagen auch das längste fünfte Treffen überhaupt auf der Welt und sicherlich das, mit den meisten Erlebnissen. Am Fuße des Großglockners waren wir (und auch die Klamotten) noch ganz frisch und wir ahnten nicht im Geringsten, was uns doch tatsächlich erwarten würde. Wir freuten uns einfach sehr, dass es losging: Unser ganz eigenes Abenteuer! Wir waren voller Elan und machten vor allem jede Menge Fotos mit unseren blau verspiegelten Sonnenbrillen, um unsere Vorfreude und die atemberaubende Landschaft mit den schneebedeckten Gipfeln fotographisch festzuhalten.

Am Abend merkten wir dann nach zeitaufwendigem Verlaufen auf den steinigen alpinen Wegen zum ersten Mal so richtig, dass wir uns keine zu kleine Herausforderung rausgesucht hatten. Diese Tour würde wirklich etwas von uns verlangen. Wenn wir jetzt an die ersten drei Tage zurück denken, erinnern wir uns nur zu gut, wie wir an Tag 2 beim Bergabgehen die Knie merkten, wie wir zum ersten Mal einen Weg umsonst hochliefen und dann erst wieder auf den richtigen Pfad fanden und wie ein jeder von uns mit der neuen Belastung an Schultern, Rücken, Hüften, Knien und Beinen ( ok, also eigentlich am ganzen Körper) zu schaffen hatte. Die ersten Tage waren hart, aber gleichzeitig auch wunderschön, trotz der Strapazen hatten wir so viel zu lachen, dass wir auch noch die Bauchmuskeln trainierten. Schnell stand dann nur fest: eine Erleichterung der Rucksäcke muss her ( 27 , bzw. 21 kg waren zu viel!!!). Und somit gingen wir an Tag 5 morgens früh zur Post und schickten sämtliches unnötiges Zeug zurück: zwei Handtücher, einen Teller, Kleidung, eine kleine Musikbox und noch mehr. Auch ein Zelt konnte getrost nachhause reisen, denn wie man auf unseren Schlafplatzbildern sehen kann, haben wir ab der zweiten Nacht nur noch Gebrauch von einem gemacht. So sind wir dann einige Kilos Gepäck losgeworden und fühlten uns im wahrsten Sinne des Wortes „erleichtert“. Wir trauerten auch nicht um die Sachen, denn nun am Ende der Tour, wissen wir es genau: Man braucht nicht viel! Im Gegenteil: Mit weniger zu reisen, erweist sich in jeder Hinsicht nur als Vorteil. Weniger, an das man denken muss… weniger, dass man waschen muss… weniger, dass man schleppen muss. Ohne diese Erleichterung hätten wir die Tour auch nie geschafft, da sind wir uns sicher. Die Beanspruchung wäre so hoch gewesen, dass wir uns womöglich verletzt hätten. Aber so ging es weiter… Alles nahm seinen Lauf. Auf den 22 Tagen in Österreich hatten wir oft gutes Timing: immer nach dem Zeltaufbau abends hat es geregnet. Meist waren wir so fertig, dass die letzte Kraft nur noch für’s Kochen im Vorzelt ausreichte. Ja, selbst das einfache Abstützen auf dem Ellebogen im Zelt war nicht mehr möglich und löste Schmerzen aus, da die Schultern vom Rucksacktragen einfach so unglaublich strapaziert waren. Wenn der Regen dann auf’s Zelt prasselte saßen wir jeder mit einem Topf Nudeln mit Carbonarasoße im engen Zelt, beziehungsweise lagen vielleicht eher seitlich da, weil keine Position so richtig bequem war. Ja, selbst essen kann anstrengend sein. Und an den Tagen, an denen es sich draußen auf keiner Bank anbot, wurde auch das Frühstück in gekrümmter Sitzposition wieder im Zelt eingenommen. Und anschließend wurde einfach weitergegangen, ohne dass wir an dem Morgen in den Spiegel geschaut hatten. Tatsächlich war es dann immer wieder ein sehr komischer Moment tagsüber auf einer Almhütte auf Toilette zu gehen und plötzlich das eigene Gesicht mal wieder im Spiegel zu erblicken.

Mit all seinen Höhepunkten, was bei den ganzen Gipfelkreuzen auch wörtlich zu verstehen ist, haben wir den Alpe- Adria mit Zelt bewältigt, währenddessen die alltäglichen Dinge wie einkaufen, kochen und sauber machen (= Zelt ausschütteln) erledigt und gleichzeitig die Faszination des Unterwegsseins und die Bekanntschaften, die man dabei macht, erlebt. Selbst die härtesten Tage- dabei denken wir beide an Tag 23 ( bei Unwetter und Kälte über den Schwarzkogel nach Slowenien)- sind rückblickend doch gleichzeitig mitunter auch die Wertvollsten. Denn die Momente, in denen wir zitternd vor Kälte im Regen im Gebirge standen, Hunger hatten, vor Nebel den Weg kaum fanden und wussten, dass es verrückt ist, noch den ganzen Abstieg möglichst vor Dunkelheit bewältigen zu müssen…, ja, die Momente sind es wohl, an die wir uns für immer erinnern werden. Aber auch ganz andere Sachen waren die besten Erfahrungen an unserer Reise. Gern denken wir an all die besonderen Menschen zurück, die uns unterwegs so freundlich und offen begegnet sind, die uns einfach eingeladen haben, obwohl sie uns nicht kennen und, die großzügig waren. Solche Begegnungen und Einladungen haben wir jedes Mal auf’s neue als großartiges Geschenk empfunden und waren gerührt. Die Menschen sind es auch, die unsere Reise so einmalig gemacht haben. Auch nur eine kleine Plauderei über’s Wandern oder dies und das lassen oft einen glücklichen Moment entstehen, der die Reise zu etwas Einzigartigem macht.

Nachdem wir auf die letzten Hitze- Wandertage die Weinliebe und Herzlichkeit der Italiener selbst erfahren haben, hatten wir nach 37 Tagen unser Ziel Muggia bei Triest erreicht und waren bereit für noch mehr Abenteuer. Ein wenig Action und Adrenalin sollte her, und wir dachten uns…“ Ein Viertausender …, das ist nicht schwer.“ Diese Bergbesteigung war für uns beide vielleicht sogar das Highlight schlechthin der Tour. Wir werden nie vergessen, wie spektkulär die Kletterei hoch hinauf auf’s Lagginhorn war… und, wie geil es dann erst war, am Gipfelkreuz über den Wolken zu stehen. Einmalig!!!

Da wir nach dem Alpe- Adria Trail eine Europareise mit Interrail- Ticket dranhingen und auf diese Art zahlreiche Städte und Länder entdeckten, legten wir auf der ganzen Reise insgesamt 10858 Kilometer zurück.  Davon 900 Kilometer zu Fuß, 8473 Kilometer per Zug, 180 Kilometer per Fähre und 1305 Kilometer im Flieger. Knapp eine Woche, nämlich 6 Tage, 14 Stunden und 30 Minuten verbrachten wir somit insgesamt in Verkehrsmitteln. Wir haben insgesamt 41 verschiedene Fahrzeuge genutzt, darunter 25 verschiedene Züge.

Besonders stolz sind wir aber auch, dass wir es geschafft haben in den 37 Tagen auf dem Trail fast durchgehend bei jedem Wetter zu zelten. Lediglich an 4 der 37 Tage auf dem Trail war es für uns nötig, ein Zimmer zu nehmen. Ernährt haben wir uns mindestens genauso oft, wie wir gezeltet haben, von unserem Standard- Gericht Nudeln… Dies führte sogar soweit, dass wir einmal beim Nudelkochen von der Polizei ermahnt wurden. Aber wir testen eben gern die Grenzen aus, und das in jeder Hinsicht, auch beim Nudelkochen.

Selbst, als wir im Anschluss an ein paar Stadtbesichtigungen eine gute Woche Strandurlaub am schwarzen Meer machten, ließ uns unser Tatendrang und Ehrgeiz nie ganz los und wir übten ewig lang an einem akrobatischen Schulterstand, brachten uns Fußballtricks bei oder dachten uns neue Sachen aus. Auf den letzten Zugfahrten lernten wir nebenbei mit einer App alle Länder der Welt auswendig und konnten gar nicht mehr damit aufhören. Da sind wir beide auch haargenau gleich- Wenn uns eine Sache packt, dann ziehen wir sie auch durch!

So war es ja auch mit der 37- Tage- Extremwanderung bei uns: Wir haben es einfach durchgezogen. Gleichzeitig haben wir uns bei einer der härtesten Sachen, die man nur machen kann, kennengelernt und auch lieben gelernt, waren 62 Tage lang keine Stunde getrennt und sind auf der allerschönsten, extremsten und verrücktesten Reise unseres Lebens zusammengekommen.

Vollkommen glücklich kamen wir am Freitag in Koblenz an!

Nach wie vor der Tour können wir nun wieder sagen: „Das ist erst der Anfang.“ Wir sind uns sicher, dass wir in Zukunft noch weitere spannende Reiseideen in die Tat umsetzen werden.


Um von unserer ersten Reise noch brandneue Fotoeindrücke zu bekommen, geht’s hier zum Update der Galerie. [Link]


Zum Abschluss unserer ersten Tour möchten wir vor allem eins sagen: Danke an euch alle!!! Zuallererst danke an all unsere vielen LeserInnen! Besonderen Dank auch all denen, die uns mit Nachrichten und Kommentaren immer wieder neue Motivation geliefert haben! Ihr seid der Hammer! Und nicht zuletzt danken wir den tollen Menschen, die uns mit Spenden auf dieser Reise unterstüzt haben. Ein ganz großes Dankeschön auch an unsere Familien und an unsere Eltern, die uns erst auf diese Reise haben aufbrechen lassen, uns unterstützt haben und uns trotz unserer sehr ausgeprägten Verrücktheit einfach machen lassen haben. Danke!

L&L on Tour… Tag 60 & 61: Stockholm und Kopenhagen- in den Metropolen des Nordens

Stockholm: Der Marktplatz mit seinen bunten Fassaden auf der Altstadt- Insel Gamla Stan

Mittwochnacht ging unser Zug von Malmö in die größte Stadt Skandinaviens: Stockholm!

Gegen 22.00 Uhr änderte sich am Dienstagabend in Malmö nochmal ein wenig unsere Planung… Müde von der Fährfahrt stoßen wir zum ersten Mal auf der Tour auf das Problem, dass sich keine Sitzplatzreservierungen für den anvisierten Zug mehr vornehmen ließen und wir kamen nicht in den Zug, da Schweden während der Corona- Zeit nur aufgelistete Passagiere mitfahren lässt. Aufgrund der Umstände kam es somit dazu, dass wir beide noch bis 3.40 Uhr in der Bahnhofshalle rumhingen, um den nächsten Zug in die Hauptstadt zu nehmen. Die Stunden vergingen nur langsam…es gibt Besseres, als nachts am Bahnhof zu sitzen. Aber was soll’s. Wir haben die Zeit überdauert und schliefen dann schließlich im Zug nochmal ein, bis wir plötzlich in Stockholm wieder von einer Schaffnerin geweckt wurden.

Wie immer gingen wir direkt in die Unterkunft. Das Birka- Hostel befand sich direkt in Bahnhofsnähe und wir warteten erstmal auf die Öffnung der Rezeption.

Um 11.00 Uhr waren wir dann nach 3 Zugfahrnächten endlich wieder geduscht. In neuer Frische konnte die Stadttour beginnen!

Die schwedische Hauptstadt ist reich und modern, wie man am gepflegten Stadtbild und den ganzen Leuten in Anzügen direkt zu sehen bekommt. Man nennt Stockholm übrigens auch Venedig des Nordens, aufgrund der vielen Gewässer und Boote. Wusstet ihr, dass die Stadt auf 14 Inseln angelegt ist? Außerdem verfügt Stockholm für eine Metropole auch über erstaunlich viel Natur…, überall sind Parkanlagen oder grüne naturbelassene Gebiete auf den Inseln.

Eine alte Markthalle in der Innenstadt
Das Inselarchipel Stockholm verfügt über viele grüne Ecken.
Der Reichstag Schwedens hat eine eigene Insel für sich!

Am Ende unseres Tages hatten wir in Stockholm auch schon wieder 17 km zurückgelegt und entspannten noch ein wenig im Hostel.

Wir finden sogar die Städtetage aktuell viel anstrengender als das  Wandern, da man immer auf Achse ist: Unterkünfte raussuchen, Züge reservieren, Stadttour planen und von vorn…

So folgte am nächsten Tag auch schon wieder die nächste Stadt ( und leider schon die letzte auf dieser Tour) : Am Vormittag fuhren wir mit dem Zug bis nach Kopenhagen. Schweden und Dänemark sind auf der Ostsee durch die Öresundbrücke verbunden – die weltweit längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr!

Als wir gegen 2 Uhr am Nachmittag in Kopenhagen ausstiegen, brachten wir die Rucksäcke nur schnell ins Hostel, ehe wir die Stadt unsicher machten.

Was uns in Kopenhagen direkt ins Auge fiel? Ganz klar: die Massen an Fahrrädern, die hier unterwegs sind. Es ist einfach unglaublich, wie ganze Kolonnen drauf los radeln, sobald auf der Fahrradstraße die Ampel grün wird.

Wir erkundeten die Stadt heute zwar nicht klassisch auf dem Zweirad, sondern auf dem E- Roller. Es war eine perfekte Möglichkeit, um an einem Nachmittag in das pulsierende Leben der Großstadt einzutauchen und inmitten der Fahrräder über den Asphalt zu brettern.

Auch in Kopenhagen gibt’s viel Wasser zu sehen.
Blick auf die Oper
Das Wahrzeichen: Die kleine Meerjungfrau. Angelehnt an das gleichnamige Märchen von Hans Christian Andersen steht diese Statue ganz unscheinbar am Ufer.
Das Altstadtviertel Nyhavn mit seiner Farbenpracht in der Abendsonne
Am königlichen Palast sind die Wachmänner stets auf ihren Posten.
Königlicher Palast
Ein gelungener letzter Tag mit Sonnenschein in Dänemark!

Nach all den eindrucksvollen Reisetagen neigt sich unser Trip nun dem Ende zu und morgen steht schon die Heimreise nach Koblenz auf dem Programm. Wir können kaum glauben, wie die Zeit verflogen ist!

Da wir so viel erlebt haben, folgt am Samstagabend vorraussichtlich ein Rückblick- Blog zu unserer L&L Tour, worin wir nochmal spannende Fakten und interessante Statistiken zur Tour veröffentlichen wollen. Auch ein komplettes Update der Galerie mit vielen neuen Impressionen lässt auf sich warten!

L&L on Tour…Tag 57- 59: Bratislava, Warschau und unsere Fährüberfahrt nach Schweden

Die letzten paar Tage waren wieder sehr intensiv. Wir haben unglaublich viel gesehen innerhalb von nur 72 Stunden und verbringen später die 3. Nacht in Folge im Zug.

Am Sonntagmorgen fuhr unser Zug gegen 11.00 Uhr in Bratislava ein. Um den Tag in der slowakischen Hauptstadt entspannt anzugehen, ließen wir unsere Rucksäcke an der Gepäckabgabe am Bahnhof zurück. Als wir um die Mittagszeit die Altstadt anschauten, war es überall recht ruhig. Bratislava ist zwar relativ touristisch, aber hat im Vergleich zu anderen Hauptstädten nicht so viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Der Sonntag verlief also recht gemütlich, auch wenn wir von der nächtlichen Zugfahrt etwas übermüdet waren. Wir schauten uns unter anderem die blaue Kirche und die alte Burg an, von welcher man perfekt das Stadtbild mit der Donau und der „Ufo- Brücke“ betrachten kann.

An der Aussicht blieben wir noch lange sitzen und redeten über weitere Reiseideen, bis wir uns schließlich zum Bahnhof begaben, wo wir wieder Nudeln kochten.

Die Altstadt von Bratislava
Die blaue Kirche
Unsere „Küche“!
Man kann es sich auch im Zug gemütlich machen 😊

Am nächsten Morgen befanden wir uns auch schon in Polen, als wir die Augen aufschlugen. Die Nacht war echt ok, mit der richtigen Schlaftaktik kann man auch im Zug ausreichend Schlaf bekommen.

Mit etwas Verspätung kamen wir ungefähr um 12.00 Uhr in Warschau an. Zuerst wechselten wir ein paar polnische Zloty, um die Rucksäcke ins Schließfach zu tun und dann begannen wir die nächste Stadttour. Warschau hatten wir uns gar nicht so groß und modern vorgestellt, wie es tatsächlich ist: moderne Wolkenkratzer ragen neben alter polnischer Architektur zum Himmel hoch. Mit diesen Eindrücken kauften wir uns zuallererst Frühstück ein und setzten uns in den Park.

Auf unserem Stadtrundgang fiel uns schnell auf, dass die Hauptstadt an der Weichsel nicht nur riesig groß ist, sondern auch viel geschichtlichen Hintergrund hat. Wer sich hier länger aufhält, kann zahlreiche Museen besichtigen. Die wunderschöne Altstadt wurde im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, aber hinterher wieder neu errichtet und zählt zum UNESCO- Weltkulturerbe.

Die Modernität der Stadt hat uns vor allem am Weichselufer sehr begeistert. Sportanlagen, Skateparks, Wiesen und vieles mehr sind neben den breiten Fußgänger- und Fahrradwegen angelegt und laden zum Verweilen ein.

An der Weichsel entlang gingen wir nämlich noch zum Lazienki- Park und anschließend wieder zurück zum Bahnhof, wo wir wieder kochten.

Dass der Zug nach Swinoujscie auf ein anderes Gleis verlegt wurde bekamen wir erst gar nicht mit. Erst 5 Minuten vor Abfahrt sahen wir unseren Zug plötzlich auf den Schienen gegenüber stehen und starteten einen Lauf über die Bahnsteige und Rolltreppen. Wir haben ihn natürlich noch bekommen, hatten wieder ein Abteil für uns und beschäftigten uns noch eine Weile mit einer Länder- Lernapp, ehe wir im Zug irgendwann wieder einschliefen.

Warschau in Bahnhofsnähe
Nikolaus Kopernikus welcher ~1500 das heliozentrische Weltbild entdeckte
Der Schlossplatz mit der Sigismundssäule – das Zentrum der Stadt
Altstädtischer Markt
Das Denkmal des Warschauer Aufstands, bei welchem sich 1944 die polnische Armee gegen die nationalsozialistische Besatzung erhob.

Nach unserem Tag in Warschau wurden wir am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr von der Schaffnerin geweckt. In Swinoujscie kauften wir wieder ein und gingen mittags auf die Fähre nach Ystad. Um 19.00 Uhr werden wir also in Schweden ankommen und dann über Nacht über die Stadt Malmö in die Hauptstadt Stockholm fahren.

Schweden, wir kommen!

L&L on Tour… Tag 56: Einmal durch Prag

In der Stadt der tausend Türme erwachten wir heute morgen in unserem Hotelzimmer, das wir auch umgehend wieder verließen. Praktischerweise hatten wir die Möglichkeit unsere großen Rucksäcke den Tag über noch dort zu lassen und konnten so die tschechische Hauptstadt mit leichtem Gepäck erkunden.

Das Prager Stadtbild umfasst sämtliche Architekturstile und die detailreichen Häuserfassaden fielen uns auf unserem Weg zum Frühstückskauf sofort wieder ins Auge.

Guten morgen, guten Morgen! Nach 20 Minuten Gehen erreichten wir wieder das Nationalmuseum am Wenzelsplatz

Mit Gebäck aus dem Billa ließen wir uns in der Fußgängerzone nahe des Wenzelsplatz, der als einer der größten städtischen Plätze Europas gilt, nieder und beobachteten während dem Frühstück die verschiedenen Prag- Touristen, die sich hier tummeln. Frisch gestärkt führte unser Rundgang uns zum Altstädter Ring, wo auch die bekannte Prager astronomische Uhr am Rathaus aufzufinden ist.

Der Pulverturm im Herzen der Prager Altstadt: ein Paradebeispiel für böhmische Spätgotik.

„Altstädter Ring“
Die astronomische Uhr am Rathaus
Rathaus
Die astronomische Uhr am Rathaus

Durch die Altstadt bahnten wir uns mit den vielen anderen Touristen den Weg zur Karlsbrücke. Diese ist das wichtigste Wahrzeichen Prags und die älteste erhaltene Brücke über die Moldau. Auf ihr sind zahlreiche Künstler mit Bleistift oder Pinsel zugange, um Touristen zu porträtieren.

Die Karlsbrücke ist nur für Fußgänger zugänglich.
Die Moldau

Auf der anderen Moldauseite gingen wir noch einige Straßen hinauf, um einen Blick über die Dächer der Stadt nicht zu verpassen. Die Kilometer hatten sich schnell gesammelt, vor allem da wir danach noch ein Einkaufszentrum mit einem Decathlon ansteuerten, um eine Gaskartusche zu besorgen. Am Ende des Tages waren wir auf jeden Fall bei 20 Kilometern.

Das „tanzende Haus“

Am späten Nachmittag erledigten wir auf dem Rückweg zum Hotel im Lidl noch den Einkauf. Mit neuem Lebensmittelvorrat schnappten wir uns anschließend die Rucksäcke und fingen in einem Park an, Nudeln zu kochen. Es ist einfach das günstigste und praktischste Essen auf Reisen.

Während dem Kochen wurde es schon düster und nieselte und mit dem fertigem Nudeltopf machten wir uns auf Richtung Bahnhof.
Mmh, lecker, lange keine Nudeln mehr gegessen!

Eigentlich wollten wir heute Abend ja schon nach Bratislava fahren …, aber die Dinge ändern sich mal wieder schnell bei uns. Wir stellten fest, dass es von den Interrailtagen und der Fahrtdauer die praktischere Variante wäre, erst am 6.9. in den Morgenstunden in die Slowakei zu fahren. Um einen Interrail- Reisetag zu sparen entschieden wir also spontan um und übernachteten doch noch einmal in Prag.

Und die heutige Unterkunft ist äußerst interessant: Das sogenannte Capsule Hostel. Es im Keller eines unscheinbaren Gebäudes zu finden war wieder eine kleine Schnitzeljagd, aber dort angekommen waren wir echt beeindruckt und überrascht. Es hat den Anschein, als ginge man in einen Abstellraum mit Schließfächern, nur, dass hier überall Leute drin pennen.

Das „Capsule Hostel“ in Prag
In Nummer 16 wohnen wir!

L&L on Tour… Tag 54: Besuch im Reisebüro und ein letztes Mal Strand!

Akrobatik am Strand…

Die ganzen letzten Tage sind super schnell verflogen, wir hatten viel Spaß am Meer und haben einfach so in den Tag gelebt.

Bis gestern waren wir noch in unserem Hotel am Sonnenstrand, der mit dem Bus eine halbe Stunde von der Stadt Burgas entfernt ist. Jeder Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel, wir verbrachten meist viele Stunden am Strand, wo wir uns immer wunderten, wie die Zeit wieder rumgegangen ist. Mit ein bisschen Volleyball, Fußballtricks üben und Baden im Meer wurde uns nie langweilig.

Die Hotel- Lobby
Nachmittags verbrachten wir oft noch etwas Zeit am Pool
Mal wieder auf dem Weg zum Strand!

Gestern hatten wir dann plötzlich auch schon 7 Nächte am Sonnenstrand hinter uns und nach einem letzten Sprung in den Pool hieß es um 12.00 Uhr dann auch schon: Aufbruch.

Nach so langer Zeit ohne den Rucksack auf dem Rücken war es wieder ungewohnt so schwer bepackt Richtung Bushaltestelle zu ziehen. Mit dem Timing hatten wir mal wieder Glück: Als wir die Haltestelle fast erreicht hatten stand auch schon ein Bus bereit und wir trabten die paar Meter bis zur Tür und quetschten die Rucksäcke auf zwei freie Plätze, als die Kassiererin auch schon kam und die 14 bulgarischen Leva verlangte.

Auf der Fahrt überkam uns beide die Müdigkeit und wir buchten schonmal das Zimmer, das wir von unserer Ankunft in Burgas schon kannten. Eine gute halbe Stunde später schleppten wir uns also durch die Mittagshitze, zuerst zur Schlüsselabholung und dann zu der Unterkunft. Diesmal kannten wir den Weg durch Burgas Fußgängerzone schon einigermaßen und waren auch nicht mehr überrascht über den Eingang zum Seaside Apartment über eine recht alte unscheinbare Tür mit Totenanzeige daran in ein kahles Treppenhaus mit leicht modrigem Geruch. Aber das Zimmer selbst ist astrein! Dort brauchten wir eine kurze Verschnaufpause und nickten auf dem Bett erstmal kurz voll weg,  bevor wir uns aufrappelten… Denn unser Plan lautete zu diesem Zeitpunkt noch: Zum Lina- Laboratorium gehen und den Corona- Test machen für die Weiterreise durch Griechenland. Zunächst erreichten wir den auf Google angegebenen Laborstandort, wo uns eine Frau aber darauf verwies an einen anderen Standort zu gehen. Außer dieser Dame, die vermutlich den Zahnarzt dort aufsuchte, konnten wir auch niemanden finden und waren froh, dass sie uns in Zeichensprache überhaupt eine Auskunft gegeben hatte. Die Schnitzeljagd konnte weitergehen. Nach weiteren 2 Malen Fragen traten wir dann in das richtige Labor ein und bekamen Auskunft über den Covid- 19 Test. Jedoch haben wir unsere Planung gestern Abend dann nochmal gründlich durchdacht und, da unsere Variante von Griechenland mit der Fähre nach Italien zu fahren durch einige Faktoren verkompliziert würde, fiel die Entscheidung letztendlich doch dagegen (Aktuell ist Griechenland der einzige Landweg um Bulgarien zu verlassen, jedoch bräuchten wir bei Ein- und Ausreise Corona- Tests und somit entstünden samt Fährfahrt hohe Kosten lediglich für die Durchreise).

Stattdessen lautete der neue Plan, zur Sicherheit aus dem Land zu fliegen und so steuerten wir heute Vormittag ein Reisebüro an und buchten spontan für morgen einen Flug nach Prag, von wo aus wir die Interrailtour fortführen werden und in den letzten paar Tagen auf Tour noch einige Städte besichtigen werden.

Auch die Suche nach den Reisebüros war ein kleiner Akt heute… Zunächst gerieten wir in ein kleines Büro, das ein wenig versteckt war. Man musste durch ein Tor gehen und schließlich vom Hof einfach in den Hausflur eintreten und anklopfen. Eine Stimme bat uns herein und wir plapperten drauf los, dass wir nach Flügen schauen wollen. Doch schnell winkte die Frau ab und meinte:“Sorry, sorry.“ Da sie kein Englisch konnte, gingen wir direkt wieder und suchten das nächste Reisebüro auf. Es war diesmal gut zu finden, aber uns wurde gesagt, dass sie keine Flüge buchen. Dafür nannte die Mitarbeiterin uns ein weiteres Reisebüro und weiter ging die Suche. Diesmal hatten wir Erfolg: Die nächste Mitarbeiterin konnte uns weiterhelfen, als wir uns nach allen möglichen Flügen zu verschiedenen Destinationen erkundigten und schließlich wurde der Flug nach Prag für den Folgetag gebucht.

Draußen an der frischen Luft waren wir wieder froh und erleichtert: Der Plan zur Weiterreise stand, alles war erledigt und der Nachmittag lag noch vor uns.

Ein letztes Mal konnten wir die Wärme der bulgarischen Sonne genießen, bevor es morgen wieder Richtung Norden gehen soll.

Heute hieß es: Abschied nehmen vom schwarzen Meer 🌊

Abends gab’s nochmal Nudeln auf unserem Zimmer und in die Nacht herein wurde so langsam gepackt und die Rucksäcke flugfertig gemacht.

Wir sind gespannt auf die nächsten Tage!

Burgas

L&L on Tour… Tag 46 und folgende: Erholungstage am schwarzen Meer!

Sonnenstrand, Bulgarien

Eine ganze Weile waren wir dauerhaft unterwegs- ständig im Aufbruch ohne länger als einen Tag am selben Ort zu verweilen. 45 Tage lang im Zelt, im Zug oder ein bis zwei Nächte in Unterkünften.

An die Anstrengung und Spontanität dieser Art zu reisen haben wir uns zwar gewöhnt, aber dennoch sind wir nun froh, hier am schwarzen Meer für einige Tage zu bleiben und ein bisschen „normalen Urlaub“ zu genießen.

Als wir vor drei Tagen spätabends in der Stadt Burgas ankamen, verbrachten wir dort noch die Nacht in einem Hostel, um am nächsten Tag per Bus an den sogenannten Sonnenstrand zu gelangen. Von Burgas kommt man dort immer schnell hin, da es alle Touristen an den „Sunny Beach“ zieht. Daher mussten wir nur auf gut Glück zum Bahnhof gehen und schon stand ein Bus parat.

Der Busfahrer verlud unsere Rucksäcke, Linus lief schnell zum Geldautomat und hob bulgarische Leva ab (die fünfte Währung auf unserer Reise) und schon ging’s weiter. Eine gute halbe Stunde fuhr der Bus an Feldern und Landschaft vorbei, bis wir am Sonnenstrand ankamen.

Hier am schwarzen Meer bietet es sich gut an, sehr günstig ein paar Tage Hotelurlaub zu machen. Wir kamen um 14.00 Uhr auf unser Zimmer im Balaton- Hotel, das wir mittlerweile für zwei Nächte ausprobiert haben und nun zur Abwechslung nochmal in ein anderes wechseln.

Am Ankunftstag erkundeten wir noch ein bisschen die Umgebung und machten einen langen Strandspaziergang, bevor wir uns schon einmal in die Fluten stürzten(nachmittags war der Wellengang am höchsten). Der Strand hier ist kilometerlang, sauber und gepflegt. Nach dem Abendessen sind wir noch lange durch die Straßen geschlendert und waren überrascht, wie viel hier los ist…

Nachts ist es rammelvoll: Kirmes, Bars und Menschenmassen- ein einziger Trubel
Auch am nächsten Tag verbrachten wir viel Zeit am Strand: Schwimmen, sonnen, Ballspielen…
Das Wasser ist ideal warm und der Salzgehalt wesentlich geringer als in den offenen Meeren
Aus Plane und Trekkingstöcken hatten wir uns einen Sonnenschutz selbst gebaut.

Nachmittags nutzten wir noch ein bisschen den Pool am Hotel und abends hatten wir um 21.00 Uhr noch Lust auf einen Abendspaziergang, woraus dann eine 12 km Wanderung am Strand entlang wurde.

Unsere nächsten Tage hier werden so ähnlich verlaufen: chillen, Sonne und Strand- einfach mal den Akku wieder aufladen.

Wie es dann weitergeht auf unserer „Rückreise“ per Zug, was wir dabei alles erleben und,welche Städte wir noch erkunden hört ihr bald von uns hier im Blog!

L&L on Tour… Tag 45: Abenteuer Zugfahren in Bulgarien

Während wir heute morgen entspannt zum Bahnhof in Bukarest gingen, dachten wir uns noch:“Am heutigen Tag wird nicht so besonders viel passieren- außer, dass wir die ganze Zeit Zugfahren…“

Zugfahren. Dass sich diese simple Angelegenheit doch als sehr aufregend und immer wieder anders interessant herausstellen kann, das haben wir heute erfahren.

Zuallererst stand auf unserem Tagesplan der Zug von Bukarest nach Ruse (Bulgarien). Theoretisch mussten wir hierfür noch Sitzplätze reservieren, aber als wir 10 Minuten vor Zugabfahrt etwas nervös am Bahnhof von Schalter zu Schalter geschickt wurden, um am letzten Schalter schließlich auf ein paar andere Wartende zu stoßen, wovon ein Mann uns zu verstehen gab, dass es Probleme mit dem Computer gibt, machte die Reservierung sowieso keinen Sinn mehr. Ab zum Gleis!

Zum Glück juckte den Kontrolleur der Sitzplatz keineswegs… er fragte nur nach den Tickets. Die sonst immer abgestempelte Spalte des Interrail- Tickets, wurde jetzt auch nur noch mit Unterschrift versehen.

Die erste Fahrt nach Ruse verlief wie am Schnürchen. Dort an der Grenze angekommen, wurden beim Ausstieg die Ausweise genau kontrolliert und kurz eingesammelt.

In Ruse angekommen

Weil das ganze Bulgarisch der Grenzpolizei uns etwas überforderte, half und übersetzte uns eine sehr nette in Deutschland wohnhafte Bulgarin und ihr Sohn ein bisschen. Der Anschlusszug nach Gorna Orjahovica hatte locker eine halbe Stunde Verspätung, aber  das kann man hier auch nie vorher wissen, da es einfach nirgends eine Anzeige darüber gibt.

Als der nächste Zug dann doch mal einfuhr, stand jemand am Bahnsteig, der als Signal dazu pfiff und wir schwangen uns die Rucksäcke wieder schnell auf den Rücken. Der Zug, in den wir uns begaben war eine absolute Klapperkiste … enge Gänge, heruntergekommene 6er- Abteile,  Schiebefenster. Zu zweit platzierten wir uns und die Rucksäcke in einem Abteil und mit viel Lautstärke und mit ordentlich Geklapper setzte sich das Ding in Bewegung. Nicht viel Zeit verging, bis wir plötzlich an einem einsamen Bahnhof standen, kaum noch einer im Zug war, draußen jede Menge Arbeiter in orangenen Warnwesten am Zug rumliefen und eine Putzfrau zu uns reinschaute und irgendwas zu fragen oder zu sagen begann… „Äh… sorry, …english?“, warf einer von uns verwirrt ein …, aber mal wieder Fehlanzeige. Die gute Frau plapperte entschlossen weiter, wiederholte ihre Aussagen  nochmal und wir versuchten parallel dazu, sie zu fragen, ob wir uns im richtigen Zug nach Gorna Orjahovica befanden. Nach ein paar Wortwechseln hatte sie keine Lust mehr und ging. Wir vermuteten verstanden zu haben, dass sich der Zug trennt oder Ähnliches und wir erstmal aussteigen sollten. Also – zack : raus hier. Wie wir feststellten befanden wir uns irgendwo im Nirgendwo, aktuell war nichtmal mehr die Lok an den Waggons und die Männer hämmerten an dem Zug rum. Wir fragten weiter nach „Gorna Orjahovica“ (was ein kompliziertes Wort!) und stiegen in den vorderen Wagen wieder ein.

Als nächstes kam noch ein Schaffner oder so und wollte ebenfalls eine bulgarische Konversation betreiben. Er gab uns zu verstehen, dass der Zug technische Probleme habe und deswegen noch stünde , aber wir hier schon richtig wären. Etwas später trafen wir dann ebenfalls die Mutter und ihren Sohn aus Deutschland wieder an und irgendwann setzte sich der Zug auch in Bewegung. Allmählich wurde es draußen grau und in den Gang neben den 6er- Abteilen regnete es rein. Der Boden war von einer großen Wasserlache bedeckt.

Während der Fahrt kam auf einmal noch ein Typ vom Abteil nebenan zu uns an, weil er sein Handy geladen haben wollte. Wir taten ihm den Gefallen mit unserer Powerbank, er ließ sein Handy bei uns zurück und brachte uns dann noch Schokolade. Die Fahrt war recht entspannt, unser Nachbar kam noch einige Male an unsere Tür, um zu fragen bis wohin wir fahren und auch einfach so, weil ihm wohl langweilig war. Er erklärte uns auch, dass es hier keine Durchsagen gibt und man sich wegen des Ausstiegs einfach an der Zeit orientiert (die aber ja auch nicht stimmt). Er redete zum Glück immer auf Englisch, ging wieder zurück zu seinem Abteil, ehe er sich auf halber Strecke wieder umdrehte und wild gestikulierend etwas zu erzählen begann: Geschichten über seine Gastarbeiterzeit auf dem Erdbeerfeld, Corona und den Zusammenhang mit der Tuberkulose- Impfung BCG und dies und das.

Planungszeit im Zug🚆

Auch der deutsche Junge kam nochmal zu uns, um uns vor Ausstieg Bescheid zu sagen. Wir hätten also nichts falsch machen können.

Auch der nächste Zug war schon ein alter Geselle. Unser Abteilnachbar, der ebenfalls dort einstieg, wollte uns auch wieder helfen und uns zum richtigen Gleis bringen.

Wir begaben uns wieder allein in ein Abteil und wieder nahm alles seinen Lauf. Als erstes kam eine etwas streng aussehende Kontolleurin plötzlich zu uns rein und bulgarische Sätze sprudelten aus ihr heraus. Die Tickets hatten wir vorgezeigt, und wieder stellte sie in forderndem Ton fragen. Auf unsere Bitte, Englisch zu sprechen, wiederholte sie ihr Gerede nur wieder sehr forsch, als ob wir es jetzt verstünden. Ich nannte ihr „Dabrova“, unseren Ausstieg, sie schaute mit intensiver Miene zu mir runter und redete wieder, aber schließlich verstand sie unsere Aussprache und korrigierte die Betonung auf der ersten Silbe, bevor sie sich wieder aus dem Staub machte.

Nach einer Weile trat dieselbe Kontrolleurin erneut in unser Abteil ein, wurde auf einmal sehr enthusiastisch… Sie zeigte wild auf sich und rief “ Wiesbaden“, wiederholte ihre Gestikulierung mit strahlendem Gesicht und gab uns so wohl ihren Geburtsort zu verstehen. Jedenfalls hat die Frau sich jetzt sehr gefreut und war absolut begeistert. Mit unseren Tickets in der Hand ging die Kontrolleurin nochmal davon und als sie wieder kam brachte sie irgendeinen etwas jüngeren Mann mit, den sie einfach ins Abteil reinschob und als Englisch- Übersetzer benutzte. Auf diese Weise wollte sie uns unseren Umstieg in Dabrovo freundlicherweise erklären. Auch als wir dort waren begleitete sie uns raus, nachdem sie uns auf dem Handy Bilder ihrer Familie gezeigt hatte, und bat einen weiteren Herrn draußen, uns zum Gleis zu bringen. Dies war eigentlich kein Weg, da auch dieser Bahnhof einfach in der Einöde rumstand und man über Holzplatten auf direktem Weg über die Schienen drüber geht, um zum anderen Gleis zu gelangen.

Auch hier werden, wie wir es unterwegs mehrmals beobachtet hatten, die Züge mit Kellen an- und abgewunken und es wird zum Signal gepfiffen.

Dabrovo
Tut tut… der Zug kommt.

Jetzt sind wir um 23.00 Uhr endlich in Burgas auf unserem Zimmer… nach diesem langen Fahrtag durch die Pampa… es ging vorbei an Feldern und Wäldern… Nicht umsonst heißt die historische Region um Bukarest herum übrigens „Die große Walachei“.

Bahnhof der touristischen Stadt Burgas am schwarzen Meer.

L&L on Tour… Tag 44: In Rumäniens Hauptstadt

Um 12.00 Uhr nach der rumänischen Zeit (in Deutschland 11.00) fuhr unser Nachtzug in den Bahnhof Bukarest ein. Nach über 16 Stunden in diesem älteren Zug, waren wir wirklich froh, wieder nach draußen an die Luft zu kommen.

Die Bahnhofsgegend empfängt uns zwar eher trist und schmutzig und außerdem tragen wir hier aktuell überall die Maske. Aber wir lassen die Eindrücke auf uns wirken, während wir auf unserem Weg Richtung Altstadt zu unserer Wohnung sind. Es ist noch ein Stück zu gehen, wir wundern uns, wie wir mit den Rucksäcken 900 km wandern konnten und haben höllisch Durst nach dieser Zugfahrt, weshalb wir erstmal kurz in einen Supermarkt reingehen.

Etwas später stehen wir mitten in der 1,8- Millonenstadt vor einem großen alten Gebäude, nehmen unseren Zimmerschlüssel aus der Vorrichtung und gehen durch’s Treppenhaus in die Wohnung im 3. Stock. Erstmal Rucksäcke ab und verschnaufen!

Großstadtwohnung mitten in Bukarest

Bukarest ist die siebtgrößte Stadt der europäischen Union und wirtschaftliches, politisches und kulturelles Zentrum Rumäniens. Bevor wir uns hier ein wenig umschauten, hatten wir den kleinen Balkon der Wohnung noch zur Mittagspause genutzt. Während wir da saßen und das rumänische Gebäck, das wir gekauft hatten, probierten, drangen uns jede Menge Stadtgeräusche in die Ohren… lautes Gehupe, eine Sirene und rasende Motorräder.

Am Nachmittag gingen wir schließlich ein bisschen durch die Straßen und machten uns ein Bild von den großen Verkehrsstraßen, den unterschiedlichen historischen Gebäuden, der Parkanlage und der Altstadt, die gegen Abend doch ihren Charme hat und mit den vielen Geschäften, Cafés und Bars eine entspannte Atmosphäre ausstrahlt.

Das Nationalmuseum für Landesgeschichte
Aufgrund französischer Einflüsse und der neobarocken Architektur ist Bukarest auch unter „Paris des Ostens“ bekannt.
Der Platz der Revolution erinnert daran, dass Rumänien 1989 von der kommunistischen Diktatur unter Nicolae Ceausescu befreit wurde.
Kloster Stavropoleos
Das rumänische Athenäum, ein klassizistisches Konzerthaus
„Der Palast des Volkes“ – zweitgrößtes Verwaltungsgebäude der Welt!

Interessant an der Großstadt und für ihre Geschichte ist vor allem der Hintergrund der sozialistischen Diktatur Rumäniens in der Vergangenheit und auch die verschiedenen Architekturstile, die sich je nach Einflüssen und Vorbildern (z.B. Paris, Wien) auf engem Raum bunt vermischen.

Der Palast des Volkes gilt als eines der flächenmäßig größten Gebäude der Welt (mit einer Grundfläche von 65000 m^2). Der größte Saal ist 16 m hoch und 2200 Quadratmeter groß. Bis 1989 wurde das Riesengebäude nach den Vorstellungen des Diktators Ceaușescu errichtet, wobei vorher dafür 40000 Wohnungen und einige Synagogen abgerissen wurden. Heute tagt im „Palast des Volkes“ unter anderem das rumänische Parlament und es finden z.B. internationale Konferenzen statt.

So ist dieses Bauwerk in einem der ärmsten Länder Europas nach dem Pentagon in den USA das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt!

Wahnsinn. Das alles haben wir auf unserem Spaziergang auf uns wirken lassen, ehe wir uns nach einer Pause auf einer Parkbank durch die Innenstadt zurück zur Wohnung bewegten und dabei noch den eindrucksvoll angelegten Wasserpark an der Promenade entdeckten. Neben einem großen Einkaufszentrum mit allen möglichen Läden, die man auch von zuhause kennt, erledigten wir noch den Essenseinkauf im Carrefour und dann ging’s durch die belebte Altstadt nachhause in die Wohnung, wo wir den Abend entspannt ausklingen ließen.

L&L on Tour… Tag 43: Über Budapest nach Bukarest!

In der ungarischen Hauptstadt Budapest gibt es viel zu entdecken!

Unsere Rastlosigkeit zieht uns auch diesmal schon wieder weiter… mit dem Interrail- Ticket wollen wir so viel wie möglich entdecken…

Gegen 7.30 Uhr klingelte der Wecker,… schläfrig blieben wir noch ein Momentchen liegen und dann begann das alltägliche Fertigmachen und Packen. Alles wieder in den Rucksack zu räumen, sind wir mittlerweile so gewohnt, als wären wir seit eh und je auf Achse. Aber es ist auch eine Leichtigkeit, wenn „alles“ tatsächlich nur eine Hand voll Kleidungsstücke, der Kulturbeutel, und die restlichen Reise- und Trekking- Utensilien im Rucksack sind. Zwei T-Shirt’s anstelle eines ganzen Kleiderschranks erschaffen auch ganz neue Vorteile: Zum einen verliert man nie den Überblick und zum anderen hat man es nie schwer bei der Frage „Was ziehe ich eigentlich heute an?“.

In unserer Unterkunft in Zagreb bot es sich an, die Gemeinschaftsküche zu nutzen und so gab’s zum Frühstück heute die selbstkreirte Rührei-Hackfleisch- Pfanne bei uns, bevor wir gemütlich zum Zug gingen.

Glücklicherweise kamen wir an diesem genau auf den Punkt 2 Minuten vor Abfahrt an und weiter ging die Reise! Ab in Ungarns Hauptstadt!

Die Fahrt nach Budapest verging wie im Flug. Um 16.40 Uhr waren wir auch schon dort: Haltestelle Budapest- Deli. Wir bemerkten, dass unser Anschlusszug um 19.10 Uhr nach Bukarest an einem anderen Bahnhof 5 km entfernt (Budapest- Keleti) abfahren würde und so eigneten sich die Umstände perfekt, um die Donaumetropole auf diesem Spaziergang schonmal ein wenig zu erkunden. Sehr wahrscheinlich fahren wir über Budapest auch auf der Route heimwärts wieder zurück, da die Möglichkeiten sich momentan ja begrenzen.

Die Stadt überraschte uns auf Anhieb absolut mit ihren zahlreichen Facetten… imposante Bauwerke im barockem Stil vermischen sich mit Modernität zu einem einzigartigen Stadt- Flair. Die Altstadt faszinierte uns sehr mit ihrer romantischen Atmosphäre um die Matthiaskirche herum.

Die Altstadt befindet sich erhoben im hügeligen Buda- Viertel, von welchem man über die Donau auf den Stadtteil Pest schauen kann.

Blick von Buda runter zur Donau
Die Kettenbrücke verbindet Buda und Pest

Genau pünktlich erreichten wir nach dem kurzen Stadtrundgang den Bahnhof und stiegen in den Nachtzug nach Rumänien ein. Diesmal sitzen wir in einem großen Abteil, das aber immerhin fast leer ist.

Bahnhof Budapest- Keleti… weiter geht’s!

L&L on Tour… Tag 42: Bummeln durch Zagrebs Altstadt

Nach einer recht entspannten Nacht im Nightjet von Zürich nach Zagreb, kamen wir gegen 11 am Bahnhof der kroatischen Hauptstadt an. Das 6er- Abteil im Nachtzug teilten wir uns nur noch mit einer älteren Dame und konnten uns so trotzdem noch problemlos ausbreiten. Mit den Rucksäcken im Zwischenraum der Sitzreihen konstruierten wir uns ein provisorisches Bett, indem wir die Isomatten Isomatten obendrauf legten.

Premium- Nachtlager

Bei strahlendem Sonnenschein verließen wir den Hauptbahnhof und der Ban- Jelačić- Platz eröffnete uns bald einen ersten Eindruck der Stadt mit ihrer markanten Architektur, welche charakteristisch für die österreichisch- ungarische Bauweise im 17. und 18. Jahrhundert ist.

Um 12.00 Uhr war der Check-in vollbracht und nach kurzem Verschnaufen auf dem Zimmer, das wir für eine Nacht günstig gebucht hatten, gingen wir auf Stadterkundung. In den Parkanlagen war überall einiges los: spielende Kinder, ein paar Künstler und normale Spaziergänger.Im Kaptol, dem Stadtzentrum, findet man am Rand der Straßen hin und wieder Essensstände, die häufig gerösteten Mais verkaufen. Bei unserem Stopp am Imbiss hatten wir noch keine Kuna zur Hand und die Kartenzahlung funktionierte gerade nicht… Doch überraschenderweise boten uns zwei junge deutschsprachige Kroatinnen an, uns die Pommes zu spendieren.

Super liebe Begegnung! Danke ihr zwei!

Der heutige Nachmittag verlief entspannt angenehm und das war auch mal gut zur Abwechslung. Nur ein bisschen bummeln, chillen, Kirchen besichtigen und das Stadtleben und die blauen Straßenbahnen beobachten. So war der Tag genau richtig heute, Eistee und Eis am Nachmittag und abends kochten wir in der Gemeinschaftsküche der Wohnung was Leckeres.

An der Kathedrale
Zagreb, Altstadt
Die Schrägbahn zur Oberstadt

Morgen wollen wir spontan Richtung Bukarest fahren, da der ursprüngliche Plan über Belgrad zu fahren nicht funktioniert. Wie wir heute erfahren haben, fahren nach Serbien aktuell keine Züge, aber wir sind ja spontan zum Glück.