•2087 Kilometer von Dublin bis Harwich
• 16 platte Reifen (Rekord: 5 an einem Tag)
• 24 Tage pausenlos auf dem Sattel
• 15 Nächte im Zelt, 5 Nächte bei Privatpersonen, 4 Nächte in Unterkünften
Wir haben es nun bis nach Harwich geschafft! Die letzte Etappe von Newcastle bis hierhin verlief zwar ohne einen Regenschauer und mit viel Sonne, aber dafür hatten wir vor allem in den letzten 3 Tagen sehr viel Pech mit unseren Reifen und haben etliche Stunden damit verbracht, die Schläuche zu flicken.
Bei Newcastle wachen wir am Montag nahe eines Spielplatzes in unserem Zelt auf und ein neuer Tag auf dem Fahrrad beginnt. Morgens ist es noch relativ frisch mit dem Fahrtwind, aber wir ziehen relativ schnell die Jacken aus, da es beim Treten bergauf dann doch warm genug wird. In England nehmen wir uns leider nicht die Zeit, jede Stadt zu besichtigen, weil wir die Kilometer machen müssen. Immerhin fahren wir am Montag über die Stadt Durham, deren Kathedrale sehr imposant ist und zum Unesco- Weltkulturerbe gehört. Hier machen wir unsere Mittagspause und radeln dann fast ununterbrochen weiter Richtung Süden.
Nach 95 Kilometern sind wir schon hungrig und da ein Anstieg vor uns liegt, beschließen wir hier unten zu bleiben und auf der Stelle zu zelten. Da hoch kommen wir heute nicht mehr… die Kraftreserven sind aufgebraucht.
Hier steht ein Picknicktisch an einem kleinen Wiesenstück und wir wollen die Bewohner im Haus gegenüber noch fragen, ob es in Ordnung für sie ist, dass wir hier eine Nacht zelten. Wir fragen zuerst den Mann, den wir schon im Garten sehen und er ist sehr freundlich und verweist uns noch auf die Nachbarn, die wir fragen sollten. Wir klingeln also noch nebenan und wieder ist es überhaupt kein Problem für das ältere Paar, dass wir hier bleiben. Wir beginnen damit, die Fahrräder zu entladen, doch 2 Minuten später kommt der Mann von gegenüber wieder zu uns und bietet uns an, im Gästezimmer zu übernachten. Wir freuen uns natürlich riesig und können dieses Angebot schlecht ablehnen.
Und so beginnt ein sehr schöner und lustiger Abend bei Andrew und Kathy. Wir dürfen duschen gehen (besser ist es) und bekommen auch etwas zum Abendessen angeboten. Die beiden (70 Jahre alt) freuen sich richtig über uns und wir bekommen auch sofort einen Wein eingeschenkt. Kurz darauf kommt die Nachbarin vorbei und als sie erfährt, dass wir von Dublin und Schottland mit dem Fahrrad kommen und dort draußen auf dem Wiesenstück zelten wollten, ist sie komplett von den Socken…
„Really? You cycled all the way from Newcastle today? That’s mad.“ Sie fragt immer wieder nach, um herauszufinden warum wir das tun und ist total beeindruckt. „And you wanted to camp on this little grassfield outside there?“ Sie kann es nicht fassen und wir sitzen nur lachend am Tisch und nicken. Verrückt.
Die Nachbarin erzählt, dass sie auch eine Tochter in unserem Alter hat und kommt etwas später sogar extra mit ihrer Tochter nochmal dazu. Die beiden bekommen natürlich auch einen Wein und so sitzen wir alle am Tisch und wir erzählen noch ein paar Sachen von unserer Fahrradtour. Was ein geselliger Abend, es war wirklich schön!
Am nächsten Morgen haben Linus und ich wieder viel vor: 100 Kilometer und 1000 Höhenmeter bis nach Beverley. Andrew bereitet uns vor der Abfahrt sogar ein englisches Frühstück vor.
Es gibt Baked Beans, Pilze, Toastbrot, Würstchen und ein Spiegelei. Bei jedem steht auch ein großes Glas Milch mit einem Ei drin am Platz. „For your proteines“, sagt unser Gastgeber und wir genießen das reichhaltige Essen. Es ist wirklich sehr schade, dass wir uns nach dem Frühstück so schnell verabschieden und wieder weiterfahren. Wir werden dieses Erlebnis jedenfalls nicht vergessen!
Der Dienstag läuft gut, da wir schon um 8.30 Uhr unterwegs sind. Morgens haben wir direkt die steilen Anstiege und das Wetter hält sich. Bewölkt, aber Hauptsache trocken. Die Route heute ist landschaftlich nicht so besonders, abgesehen von den Bergen am Morgen. Wir nehmen den schnellsten Weg und abends haben wir über Warmshowers wieder eine Unterkunft bei einem älteren Paar für die Nacht gefunden. Es ist schon komisch, nie genau zu wissen, wo man landet, aber das macht das Abenteuer ja auch aus. Wenn man ein Ziel vor Augen hat, fährt man automatisch schneller und daher erreichen wir das Haus von Allan und Kathy schon nachmittags.
Wieder werden wir sehr freundlich empfangen, sitzen noch ein bisschen bei Sonne im Garten und essen später gemeinsam. Ein sehr entspannter Abend mal wieder. Wir sind tatsächlich auch jeden Abend so unglaublich müde, dass wir um 21.00 Uhr schon schlafen und erst um 7.30 Uhr wieder aufstehen.
Auch am nächsten Morgen gibt es wieder ein herzhaftes Frühstück mit Würstchen im Brötchen. Doch danach erwartet uns die erste böse Überraschung des Tages: Ein Reifen ist platt, als wir die Fahrräder aus der Garage holen. Na gut…, dann beginnt der Tag eben mit Reifen flicken. Doch leider sollte das nicht der letzte Platte für den Mittwoch bleiben. 5 Kilometer später ist wieder ein Reifen leer und wir müssen schon wieder anhalten und den Schlauch flicken. Es ist einfach nervig… Danach läuft es echt gut für eine Weile, weil die Strecke super flach ist, bis wir bei Kilometer 70 wieder einen Platten haben. Verflucht…
Wir flicken den Reifen wieder und gerade, als wir weiter wollen zischt es laut und noch ein Reifen hat die Luft verloren. Das muss jetzt aber mal reichen so langsam, denken wir uns. Doch kaum ist der 4. Reifen für heute geflickt, sehen wir, dass ein weiterer Reifen platt ist. Jetzt reicht es wirklich… Dasselbe Spiel des Reifenflickens beginnt erneut und ich weiß nur noch, dass wir auf jeden Fall sehr genervt waren und ein Reifen nicht gehalten hat, weshalb wir dann 2 Kilometer bis zum nächsten Ort geschoben haben und uns anschließend ein Hotelzimmer genommen haben, um dort in Ruhe weiterzuflicken.
Das war auch die richtige Entscheidung, da wir so am nächsten Morgen zu Linus Geburtstag wieder ein gutes englisches Frühstück hatten.
Gestärkt konnten wir weiterradeln und es lief am Donnerstag erst richtig gut: In 3:30 h hatten wir schon 70 Kilometer. Doch dann ging es wieder los mit einem platten Reifen, den wir nach mehreren Versuchen immer noch nicht geflickt bekommen hatten. Wir kaufen nach mehreren Stunden endlich einen neuen Schlauch und kommen noch auf 86 Kilometer für diesen Tag, bis wir zelten.
Übrigens hat der neue Schlauch es auch keine 24 h geschafft, obwohl er normalerweise kleine Löcher selbst reparieren sollte. Am Freitag flicken wir die alten Schläuche also wieder zusammen und kommen dann immerhin wieder 95 Kilometer weit. Aber genug jetzt vom Reifenflicken… alle Tipps und Erfahrungen bezüglich Tubeless- Reifen oder robusteren Reifen für Touren könnt ihr uns gerne in die Kommentare schreiben!
Jedenfalls sind wir heute am Samstagmittag nach 50 Kilometern mit 20 km/h sehr schnell in Harwich gewesen und das Wetter war super! Wir freuen uns anzukommen und nehmen auch schon heute Abend über Nacht die Fähre nach Holland. Und je nachdem, ob die Reifen halten, fahren wir morgen dann noch von den Niederlanden nach Deutschland mit dem Fahrrad, anstatt den Zug sofort zu nehmen.
Abschließend zu dieser Fahrradtour können wir jetzt festhalten, dass wir es super fanden, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein, weil man deutlich schneller ist. In Schottland würden wir wegen des Wetters aber nicht nochmal Fahrrad fahren, doch dafür sind die Highlands bei gutem Wetter echt schön. Überall haben wir nur nette Leute getroffen und das war auf jeden Fall richtig cool. Auf kommenden Fahrradtouren würden wir außerdem nie wieder mit diesen Reifen fahren, wie ihr euch denken könnt. 😄
Morgen Abend wird hier auch der Link zu den Statistiken dieser Reise eingefügt sein, wo wir die Kosten, das Wetter etc. dieser Tour nochmal im Detail auflisten.