Etappe 3: Von Newcastle bis Harwich

•2087 Kilometer von Dublin bis Harwich

• 16 platte Reifen (Rekord: 5 an einem Tag)

• 24 Tage pausenlos auf dem Sattel

• 15 Nächte im Zelt, 5 Nächte bei Privatpersonen, 4 Nächte in Unterkünften

Wir haben es tatsächlich gemacht: Eine Fahrradtour von Dublin bis in den Norden Schottlands und die ganze Ostküste wieder runter!

Wir haben es nun bis nach Harwich geschafft! Die letzte Etappe von Newcastle bis hierhin verlief zwar ohne einen Regenschauer und mit viel Sonne, aber dafür hatten wir vor allem in den letzten 3 Tagen sehr viel Pech mit unseren Reifen und haben etliche Stunden damit verbracht, die Schläuche zu flicken.

Montagmorgen bei Newcastle: Die Temperaturen werden viel angenehmer als in Schottland ☺

Bei Newcastle wachen wir am Montag nahe eines Spielplatzes in unserem Zelt auf und ein neuer Tag auf dem Fahrrad beginnt. Morgens ist es noch relativ frisch mit dem Fahrtwind, aber wir ziehen relativ schnell die Jacken aus, da es beim Treten bergauf dann doch warm genug wird. In England nehmen wir uns leider nicht die Zeit, jede Stadt zu besichtigen, weil wir die Kilometer machen müssen. Immerhin fahren wir am Montag über die Stadt Durham, deren Kathedrale sehr imposant ist und zum Unesco- Weltkulturerbe gehört. Hier machen wir unsere Mittagspause und radeln dann fast ununterbrochen weiter Richtung Süden.

Durham Cathedral
Bei Newcastle führt ein Tunnel unter dem Fluss durch.

Nach 95 Kilometern sind wir schon hungrig und da ein Anstieg vor uns liegt, beschließen wir hier unten zu bleiben und auf der Stelle zu zelten. Da hoch kommen wir heute nicht mehr… die Kraftreserven sind aufgebraucht.

Hier steht ein Picknicktisch an einem kleinen Wiesenstück und wir wollen die Bewohner im Haus gegenüber noch fragen, ob es in Ordnung für sie ist, dass wir hier eine Nacht zelten. Wir fragen zuerst den Mann, den wir schon im Garten sehen und er ist sehr freundlich und verweist uns noch auf die Nachbarn, die wir fragen sollten. Wir klingeln also noch nebenan und wieder ist es überhaupt kein Problem für das ältere Paar, dass wir hier bleiben. Wir beginnen damit, die Fahrräder zu entladen, doch 2 Minuten später kommt der Mann von gegenüber wieder zu uns und bietet uns an, im Gästezimmer zu übernachten. Wir freuen uns natürlich riesig und können dieses Angebot schlecht ablehnen.

Spontan zu Gast bei Andrew und Kathy 😄

Und so beginnt ein sehr schöner und lustiger Abend bei Andrew und Kathy. Wir dürfen duschen gehen (besser ist es) und bekommen auch etwas zum Abendessen angeboten. Die beiden (70 Jahre alt) freuen sich richtig über uns und wir bekommen auch sofort einen Wein eingeschenkt. Kurz darauf kommt die Nachbarin vorbei und als sie erfährt, dass wir von Dublin und Schottland mit dem Fahrrad kommen und dort draußen auf dem Wiesenstück zelten wollten, ist sie komplett von den Socken…

„Really? You cycled all the way from Newcastle today? That’s mad.“ Sie fragt immer wieder nach, um herauszufinden warum wir das tun und ist total beeindruckt. „And you wanted to camp on this little grassfield outside there?“ Sie kann es nicht fassen und wir sitzen nur lachend am Tisch und nicken. Verrückt.

Die Nachbarin erzählt, dass sie auch eine Tochter in unserem Alter hat und kommt etwas später sogar extra mit ihrer Tochter nochmal dazu. Die beiden bekommen natürlich auch einen Wein und so sitzen wir alle am Tisch und wir erzählen noch ein paar Sachen von unserer Fahrradtour. Was ein geselliger Abend, es war wirklich schön!

Am nächsten Morgen haben Linus und ich wieder viel vor: 100 Kilometer und 1000 Höhenmeter bis nach Beverley. Andrew bereitet uns vor der Abfahrt sogar ein englisches Frühstück vor.

Englisches Frühstück 😋

Es gibt Baked Beans, Pilze, Toastbrot, Würstchen und ein Spiegelei. Bei jedem steht auch ein großes Glas Milch mit einem Ei drin am Platz. „For your proteines“, sagt unser Gastgeber und wir genießen das reichhaltige Essen. Es ist wirklich sehr schade, dass wir uns nach dem Frühstück so schnell verabschieden und wieder weiterfahren. Wir werden dieses Erlebnis jedenfalls nicht vergessen!

Der Dienstag läuft gut, da wir schon um 8.30 Uhr unterwegs sind. Morgens haben wir direkt die steilen Anstiege und das Wetter hält sich. Bewölkt, aber Hauptsache trocken. Die Route heute ist landschaftlich nicht so besonders, abgesehen von den Bergen am Morgen. Wir nehmen den schnellsten Weg und abends haben wir über Warmshowers wieder eine Unterkunft bei einem älteren Paar für die Nacht gefunden. Es ist schon komisch, nie genau zu wissen, wo man landet, aber das macht das Abenteuer ja auch aus. Wenn man ein Ziel vor Augen hat, fährt man automatisch schneller und daher erreichen wir das Haus von Allan und Kathy schon nachmittags.

Wieder eine Unterkunft bei Allan und Kathy😀

Wieder werden wir sehr freundlich empfangen, sitzen noch ein bisschen bei Sonne im Garten und essen später gemeinsam. Ein sehr entspannter Abend mal wieder. Wir sind tatsächlich auch jeden Abend so unglaublich müde, dass wir um 21.00 Uhr schon schlafen und erst um 7.30 Uhr wieder aufstehen.

Auch am nächsten Morgen gibt es wieder ein herzhaftes Frühstück mit Würstchen im Brötchen. Doch danach erwartet uns die erste böse Überraschung des Tages: Ein Reifen ist platt, als wir die Fahrräder aus der Garage holen. Na gut…, dann beginnt der Tag eben mit Reifen flicken. Doch leider sollte das nicht der letzte Platte für den Mittwoch bleiben. 5 Kilometer später ist wieder ein Reifen leer und wir müssen schon wieder anhalten und den Schlauch flicken. Es ist einfach nervig… Danach läuft es echt gut für eine Weile, weil die Strecke super flach ist, bis wir bei Kilometer 70 wieder einen Platten haben. Verflucht…

Der Fluch der platten Reifen… ausgerechnet auf den letzten 300 Kilometern bremsen uns die Pannen ziemlich aus.😒

Wir flicken den Reifen wieder und gerade, als wir weiter wollen zischt es laut und noch ein Reifen hat die Luft verloren. Das muss jetzt aber mal reichen so langsam, denken wir uns. Doch kaum ist der 4. Reifen für heute geflickt, sehen wir, dass ein weiterer Reifen platt ist. Jetzt reicht es wirklich… Dasselbe Spiel des Reifenflickens beginnt erneut und ich weiß nur noch, dass wir auf jeden Fall sehr genervt waren und ein Reifen nicht gehalten hat, weshalb wir dann 2 Kilometer bis zum nächsten Ort geschoben haben und uns anschließend ein Hotelzimmer genommen haben, um dort in Ruhe weiterzuflicken.

Das war auch die richtige Entscheidung, da wir so am nächsten Morgen zu Linus Geburtstag wieder ein gutes englisches Frühstück hatten.

Frühstück mit Speck, Ei, Bohnen und Kartoffelpuffer😃
Energie tanken für den Tag💪

Gestärkt konnten wir weiterradeln und es lief am Donnerstag erst richtig gut: In 3:30 h hatten wir schon 70 Kilometer. Doch dann ging es wieder los mit einem platten Reifen, den wir nach mehreren Versuchen immer noch nicht geflickt bekommen hatten. Wir kaufen nach mehreren Stunden endlich einen neuen Schlauch und kommen noch auf 86 Kilometer für diesen Tag, bis wir zelten.

5 Sterne- Küche im Zelt: die altbekannten Nudeln 👌

Übrigens hat der neue Schlauch es auch keine 24 h geschafft, obwohl er normalerweise kleine Löcher selbst reparieren sollte. Am Freitag flicken wir die alten Schläuche also wieder zusammen und kommen dann immerhin wieder 95 Kilometer weit. Aber genug jetzt vom Reifenflicken… alle Tipps und Erfahrungen bezüglich Tubeless- Reifen oder robusteren Reifen für Touren könnt ihr uns gerne in die Kommentare schreiben!

Jedenfalls sind wir heute am Samstagmittag nach 50 Kilometern mit 20 km/h sehr schnell in Harwich gewesen und das Wetter war super! Wir freuen uns anzukommen und nehmen auch schon heute Abend über Nacht die Fähre nach Holland. Und je nachdem, ob die Reifen halten, fahren wir morgen dann noch von den Niederlanden nach Deutschland mit dem Fahrrad, anstatt den Zug sofort zu nehmen.

Und wieder geht ein Abenteuer, auf dem wir viel erlebt und das Reifenflicken gelernt haben, zu Ende🚴‍♀️🚴‍♂️

Abschließend zu dieser Fahrradtour können wir jetzt festhalten, dass wir es super fanden, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein, weil man deutlich schneller ist. In Schottland würden wir wegen des Wetters aber nicht nochmal Fahrrad fahren, doch dafür sind die Highlands bei gutem Wetter echt schön. Überall haben wir nur nette Leute getroffen und das war auf jeden Fall richtig cool. Auf kommenden Fahrradtouren würden wir außerdem nie wieder mit diesen Reifen fahren, wie ihr euch denken könnt. 😄

Morgen Abend wird hier auch der Link zu den Statistiken dieser Reise eingefügt sein, wo wir die Kosten, das Wetter etc. dieser Tour nochmal im Detail auflisten.

Etappe 2: Vom Norden Schottlands bis nach Newcastle

Insgesamt 18 Tage auf dem Sattel, 9 platte Reifen und etwa 1500 Kilometer liegen nun hinter uns!

So weit haben unsere Räder uns schon gebracht 😀

Gott sei Dank haben wir in der letzten Woche deutlich besseres Wetter gehabt. Es konnte ja auch nur besser werden nach den ganzen nassen Tagen. In Schottland führte uns unsere Route ein kleines Stück über die Insel Skye und anschließend Richtung Osten zur Stadt Inverness, bevor es zur Hauptstadt Edinburgh ging.

Als wir mit der Fähre zur Isle of Skye übersetzen, hat es den Anschein, als fahren wir direkt in die dunkle Suppe rein. Dunkler wolkenbehangener Himmel und passend dazu schwankt die Fähre recht ordentlich hin und her. Ich bereite mich auf das Schlimmste vor und ziehe mir schonmal Regenhose und Gamaschen an… Linus wartet damit noch, aber findet die Wetteraussichten auch nicht erfreulich.

Mit der Fähre zue Insel Skye

Kaum legen wir an, hört der Regen natürlich auf. War ja klar. Also heißt es für mich bei den ersten Anstiegen und Sonnenstrahlen: Regenhose wieder aus. Und so haben wir tatsächlich das Vergnügen die nördliche Insel mit ihren typischen kahlen Bergen und der weiten einsamen Landschaft bei Sonne zu erleben.

Seitdem wir im Norden sind, begegnen wir zunehmend mehr Radreisenden und auch in Richtung Edinburgh wurden es immer mehr Zweiräder, die uns tagtäglich entgegenkommen. Die Radwege hier sind auch wirklich gut ausgebaut und ausgeschildert. Wir sind auf der Tour ab Glasglow meist den “ National Cycling Routes“ gefolgt und die Beschilderung ist super.

Seen und Täler- Das ist Schottland

Von der Insel Skye bis zur Stadt Inverness brauchten wir 2 Fahrtage, die uns wieder durch die Highlands führten. Das heißt: Wenige Häuser, viele Kühe und Schafe und stets grau-grüne Berge ringsherum. Die Temperaturen waren weiterhin eher kühl, wir hatten noch die langen Sachen an und ich trug sogar meistens den ganzen Tag die langen Handschuhe. Doch wenn es abends kühl wird, dann bringt das auch nicht mehr viel. Wir erinnern uns gut an den Abend, wo wir am Tag vor Inverness in den Highlands unser Zelt neben einem See aufschlugen. Wir wollten uns so schnell es geht ins Zelt verkriechen und im Schlafsack aufwärmen. Immerhin hatten wir wie gesagt keinen Regen mehr, aber dennoch werden die Hände und Füße abends einfach kalt, der Wind weht und die Sonne ist hinter tausend dicken Wolken tief versteckt. Bis wir den Platz am See gefunden hatten, dauerte es auch eine Weile, weil unsere Route dort an der Hauptstraße entlang führte, und in Schottland quasi jede Wiesenfläche eingezäunt ist für die Schafe oder Kühe.

Auch am nächsten Morgen lautete hier unsere Devise: warm anziehen. Sobald wir dann unterwegs sind, werden wir nach ein paar Kilometern natürlich etwas wärmer, aber wir lassen trotzdem noch ein paar Schichten an. Der Fahrtwind ist sehr kalt. Als uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite plötzlich 2 Radfahrer in kurzer Hose und T- Shirt vorbeikommen, glaube ich, nicht richtig zu sehen, da wir beide in unseren Kapuzen vermummt und mit Handschuhen fahren.

Menschen haben wohl unterschiedliche Temperaturgefühle. Schon in Irland liefen beim Regenwetter Frauen in Sommerkleidern rum und auch in Schottland ist es seltsam: Man sieht Radfahrer in kurzer Kleidung und daneben Menschen in Winterjacken. Alles ist möglich.

Jedenfalls freuten wir uns nach 80 Kilometern um 15 Uhr Inverness zu erreichen, da wir hier unsere Klamotten zu einer Wäscherei bringen wollten. Es war ein guter Zeitpunkt, das nach den Schlechtwettertagen jetzt zu erledigen und daher nahmen wir uns ein Zimmer. Einkaufen im Aldi, dann ausgiebig heiß duschen und auf geht’s zum Waschen. So verbrachten wir den Nachmittag in Inverness mit Erledigungen, um für die nächsten zweieinhalb Fahrtage bis Edinburgh wieder bereit zu sein.

Inverness in Schottland

Der Weg führte uns -dreimal dürft ihr raten- wieder durch die Berge. So ziemlich die letzte Höhenmeter- Etappe in Schottland mit wieder toller Landschaft. Am Abend bekommen wir von einem Wohnmobilfahrer noch Wasser angeboten und zelten anschließend neben einer Whisky- Destillerie.

Der Zeltplatz mit den meisten Mücken….

Dass dieser Schlafplatz uns jede Menge Mücken bescheren wird, ahnten wir noch nicht. Doch als ich dann abends zum Zähneputzen das Zelt verließ, war ich den Midges ausgeliefert. Die winzigen Mücken umzingeln mich im Schwarm, setzen sich auf meine schwarze Leggings und schwirren mir um die Ohren. Hilfe… Ich halte es aus und will zurück ins Zelt. Doch die Midges bleiben bei mir. Ich schlüpfe zur Tür hinein und Linus findet das gar nicht so gut, dass ich den Schwarm hereingebracht habe. Er klatscht die Mini- Mücken auf meinen Beinen, meinem Rücken- doch jetzt sind sie überall. Wir probieren sie an den Zeltwänden zu erwischen.

Auch am nächsten Morgen beginnt dasselbe Spiel von vorn und der Zeltabbau wird zur Qual. Wir haben etliche Stiche kassiert. Meist sind sie zwar nur klein, aber dafür zahlreich. Man sieht danach aus, als wäre man rot gepunktet.

Abgesehen davon lief das Stück bis Edinburgh mit kaum Regen trotzdem sehr gut und am Donnerstagmittag kommen wir schon in die schottische Hauptstadt.

Hier haben wir uns wieder einen Gastgeber über das Netzwerk Warmshowers organisiert, bei dem wir eine Nacht bleiben. Nachdem wir bei Graeme, einem ambitionierten Marathonläufer, angekommen sind und uns bei einem Kaffee kurz ausgetauscht haben, machen wir uns mit dem Bus auf in die Stadt. Wir schalten den Urlaubsmodus ein (ein Nachmittag ohne Fahrrad), während unser schottischer Gastgeber jetzt 25 Kilometer laufen geht.

Wir wurden wieder sehr freundlich aufgenommen in Edinburgh.

In Edinburgh ist im August der Festival- Monat und es ist viel Trubel in der Stadt. Wir kommen genau richtig. Die Stadt macht einen interessanten Eindruck mit ihren mittelalterlichen und düstereren Fassaden, so mancher schmaler Gasse, den vielen originellen Bars und dem Castle, das über allem thront. Am Donnerstag schlendern wir hauptsächlich herum und lassen uns treiben. Überall sind Straßenkünstler wegen der Festivals und überall bekommt man einen Flyer mit der nächsten Aufführung in die Hand gedrückt. Jonglage, Musik und internationale Touristen. Es ist so viel los. In der Masse entdeckt man auch irgendwo den typischen Dudelsack- Spieler. Wir schauen in die Whisky- Läden rein und sind erstaunt,dass den Preisen nach oben hin kein Ende gesetzt ist. 30.000 € kann man ausgeben für eine sehr teure Flasche.

Endlich Entspannung in Edinburgh!😊
Die Stadt gefällt uns richtig gut!
Die Victoria Street. In einem Café hier doll J.K.Rowling wohl Harry Potter geschrieben haben.

Als wir abends zurückkehren, trinken wir mit Graeme noch ein Bier, ehe wir auf dem Sofa gemütlich in den Schlaf sinken.

Auch am Freitag machen wir den halben Tag nochmal Pause und gehen auf den Hausberg von Edinburgh, den Arthurs Seat, um eine Aussicht auf die Stadt zu haben. Wir schauen auch noch an der National Gallery of Scotland vorbei, ehe wir nachmittags wieder mit dem Bus rausfahren und die Fahrräder bepacken.

Am Freitag kamen wir wegen mehreren platten Reifen leider nicht weit und zelten auf einem Berg. Aber dafür werden wir am Samstagmorgen bei Sonnenschein geweckt und fahren zum ersten Mal wieder so richtig in kurzen Sachen. Wir schaffen 120 Kilometer, weil es flach ist und auch heute lief es sehr gut. Die Küste ist schön und bekannt für die vielen Schlösser.

Endlich wieder gutes Wetter an der Küste Englands!☀️

Unsere „Great Tour“- Auf die Sattel, fertig, los!

Es ist wieder an der Zeit für eine neue Herausforderung… Dabei hatten wir uns ursprünglich nach der Radtour im März gesagt: „Im Sommer machen wir mal so richtig Urlaub.“ Doch dieser Plan hat sich dann recht schnell verändert, da es zu viele andere Ideen gibt, die uns im Kopf herumschwirren.

Etwa 2000 Kilometer nehmen wir uns vor.

Nach vielen Überlegungen haben wir uns vor anderthalb Monaten festgelegt, dass es eine Fahrradtour durch Großbritannien wird. Dort waren wir noch nie und wir wollen den Schwerpunkt vor allem auf Schottland legen. Starten werden wir von Dublin aus, wo wir am Donnerstagabend ankommen. Unsere Route führt uns nach Nordirland und anschließend mit der Fähre rüber nach Schottland. Dort wollen wir einen Abstecher in die Highlands machen, die Insel Skye & die Insel Lewis ganz im Norden besuchen, an Loch Ness vorbei fahren und anschließend über Edinburgh die Ostküste runter radeln bis Harwich. Hier nehmen wir die Fähre und es geht wieder nach Hause.

Wir haben schon total Vorfreude auf unsere nächste sportliche Reise und sind super gespannt, weil wir nicht genau wissen, was uns erwartet. Das ist ja das Reizvolle am Reisen. Das Schöne ist, dass wir uns knappe 4 Wochen für die Tour Zeit nehmen können und somit auch sehr flexibel sind: Wir haben keine strikten Etappen geplant, sondern machen es so, wie es kommt. Die Nächte wollen wir im Zelt verbringen und zusätzlich probieren wir, die Radreise- Plattform „Warmshowers“ zu benutzen, deren Prinzip es ist, dass Fahrradfahrer aus der ganzen Welt hierüber eine private Unterkunft bei anderen Radreisebegeisterten finden können.

Nach den Erfahrungen auf unseren ersten beiden Fahrradtouren haben wir diesmal gleich drei Faktoren am Fahrrad geändert… Ein wichtiger Punkt ist, dass wir diesmal unser Gepäck noch weiter reduziert haben und anstelle von den klassischen 2 Packtaschen am Gepäckträger nehmen wir Bikepacking- Taschen mit. Das ist eine große Satteltasche, eine große Rahmentasche, zwei kleine Taschen an der Gabel und eine Packtasche am Lenker. So ist man aerodynamischer , da nicht so viel Volumen seitlich hinausragt. Wir nehmen also eher wenige Kleidungsstücke mit, da der meiste Platz von Zelt, Schlafsack und Isomatte schon aufgebraucht wird.

Unsere erste Tour mit windschnittigeren Bikepacking-Taschen: Wir sind gespannt, wie es klappt.

Außerdem haben wir jetzt die Vollgummireifen am Fahrrad durch Gravelreifen ersetzt, also normale profilierte Reifen mit Luft. Die haben eben doch weniger Rollwiderstand und man kann auch über Waldwege und Schotterwege fahren. Und die dritte Optimierung ist, dass wir diesmal mit Klickpedalen fahren, wodurch wir aufgrund der besseren Kraftübertragung wahrscheinlich viel schneller fahren als sonst.

Die Vorfreude bei uns steigt und ihr werdet von uns hören. Wir wollen etwa jede Woche einen Bericht hochladen, wenn alles klappt. Jetzt sind wir am Flughafen und packen die Fahrräder hier noch in die Kartons.

Andalusien & Algarve: Tag 14

Organisation der Fahrrad- Kartons

An diesem Morgen wachen wir in Faro auf und müssen diesmal nicht wieder aufbrechen, da wir die nächsten Tage bis zum Rückflug hier verbringen. Auf unserer heutigen To- Do List steht zunächst, wieder zum Decathlon zu fahren, um die Fahrradkartons abzuholen. Danach wollen wir möglichst direkt los nach Benagil.

Glücklicherweise bekommen wir die Fahrradkartons sofort pünktlich zur Öffnungszeit (10.00 Uhr) und transportieren sie dann zurück zum Hostel. Da wir mit unseren Fahrrädern dort sind, bilden wir eine Art Transporter, indem wir die gefalteten Kartons quer über die beiden Gepäckträger legen. Ich stehe zwischen den Rädern und halte den Lenker und Linus hält hinten die Kartons fest. Der Zug fährt holprig, aber er fährt.

Karton- Suche erledigt
Ein schwieriger Transport🚛

Als wir zurück am Hostel sind müssten wir etwa 2 Stunden auf den nächsten Zug Richtung Benagil warten und weil die Sonne gerade so scheint, bietet es sich also an mit dem Fahrrad (ohne Gepäck) zu fahren.

Ausflug zur Höhle von Benagil

Hurra, es geht los. Endlich ein Ausflug ohne Gepäck und dann auch noch bei bestem Wetter! Gegen 11 Uhr radeln wir in Faro los und die Straßen sind zunächst voll- wir müssen erstmal aus der Stadt rauskommen, damit es entspannter wird. Die Strecke bis zum kleinen Ort Benagil ist 57 Kilometer lang, aber durch das leichtere Gewicht fliegen wir ja jetzt fast.

Wir kommen durch die touristische Stadt Albufeira, aber danach eher durch kleine Orte und über leerere Straßen und Wege.

Blicke auf das Meer!

An einem Anstieg sehen wir einen anderen Fahrradfahrer mit Gepäck vor uns strampeln und wir überholen ihn natürlich recht schnell. Bergab jedoch tritt er dann ordentlich rein und rauscht wieder an uns vorbei. [Später stellte sich dann heraus, dass es sich um Alex, der uns von Instagram kennt, handeln musste und 2 Tage später trafen wir ihn sogar zufällig nochmal.]

Die Benagil- Höhle gilt wohl für Viele als ein Highlight der Algarve und somit hatten wir sie uns auch vorgenommen, diese anzuschauen. Das Besondere ist, dass man sie nur vom Wasser aus erreichen kann (entweder per Bootstour, schwimmend oder paddelnd auf einem Kajak/ SUP). Wir wählen letztere Variante, weil es zum Schwimmen im Atlantik ohne Neoprenanzug im März bestimmt etwas kalt ist.

Mit dem Fahrrad kommen wir circa um 15.00 Uhr in Benagil an und leihen uns vor Ort die Ausrüstung. Wir nehmen zu zweit ein Stand- Up- Paddle Board und der Einheimische vom Verleih meint, wir bräuchten keine Neoprenanzüge, es sei warm genug. Na dann, ok. Zwar kommen uns Leute im Neoprenanzug entgegen, aber wir machen uns so auf den Weg.

Die Sonne ist noch sehr warm und vor uns eröffnet sich eine kleine Bucht mit türkisblauem Wasser. Alles wird von einer sandfarbenen Felswand umrahmt und man fühlt sich schon ein bisschen wie im Paradies.

Sommer-Gefühle im März!☀️

Die Fahrt brginnt: Jeder nimmt sein Paddel und den wasserdichten Sack klemmen wir an das Board. Wir sitzen auf dem Brett, weil es zu zweit im Stehen doch schnell instabil werden könnte bei Wind und Wellen. Auch so wackelt es genug und der Po bleibt vom kalten Wasser nicht verschont.

Die Höhle befindet sich gleich um die Ecke (nur 100 Meter vom Strand) und hat 2 Eingänge. Wir paddeln neben einem Ausflugsboot vorbei in die Grotte und eine Welle spült uns an den Strand. Da wären wir: Gestrandet im Paradies!

Die faszinierende Grotte von Benagil

Übrigens können die Passagiere der Touristenboote nicht aussteigen und hier herumlaufen in der Höhle, sondern die Boote halten nur eine Weile dort. Wir halten uns eine Zeit lang in der Grotte auf und genießen die besondere Atmosphäre der Farben und des Lichtspiels, ehe wir wieder hinauspaddeln. Wir halten noch an einem weiteren Strand an, den man nur vom Wasser aus erreichen kann und fahren dann gegen den Wind und die Wellen wieder zurück.

An diese Strände kommt man nur vom Wasser aus🌊
Was eine Fotokulisse!😍

Den Rückweg von Benagil nach Faro wollen wir mit dem Zug bestreiten. Jedoch müssen wir erst zur Haltestelle in Estombar- Lagoa kommen und weil wir spät dran sind fahren wir diese 10 Kilometer mit aller übrigen Kraft in unter 30 Minuten.. Anstrengender Tagesabschluss. Aber wir haben den Zug bekommen und waren um 20.00 Uhr zurück in Faro.

Andalusien & Algarve: Tag 4

Fakten

● 76 km

● 1130 Höhenmeter hoch, 2000 Höhenmeter runter

● Orte: Ronda, Benadalid, Algatocín, Gaucín

Wetter: letzte Nacht Regen, tagsüber bewölkt, nächste Nacht Regen und Gewitter

Auf in den Tag, es sieht nach Regen aus 🌧

Oh Mensch, da fahren wir nach Spanien und stellen uns Sonne und blauen Himmel vor, aber falsch gedacht: die letzte Nacht im Zelt auf 1000 Metern war super stürmisch und verregnet. Laut hörten wir die ganze Nacht die kräftigen Windböen auf das Zelt klatschen und man hatte das Gefühl das Zelt krümmt und verbiegt sich schon ziemlich, so stark und auch laut war der Wind. Aber selbst wenn man denkt, man ist die ganze Nacht wach, hat man ja doch auch irgendwie geschlafen. Gegen 8.00 Uhr rappeln wir uns auf in dieser ungemütlichen Situation: Die Lust rauszugehen in den kalten Wind hält sich in Grenzen und außerhalb vom Schlafsack wird einem schnell kalt. Es sind etwa 10 Grad. Wir räumen also innerhalb des Zelts so gut es geht das Zeug zusammen und essen hier drinnen ein paar Scheiben Brot mit Schinken.

Der Zeltabbau ist nicht so lecker… Der rote Schlamm ist teilweise am Zelt und der Plane verschmiert, wir probieren alles grob abzuwischen und direkt zu verstauen. Währenddessen fliegen die Sachen fast weg und beim Falten der Plane flattert diese so wild herum, dass man die kaum bändigen kann. Was ein Morgen.

Umso besser als alles geschafft ist: Jetzt liegt eine entspannte Fahrt nach Ronda vor uns. Schon nach 25 Minuten haben wir 10 Kilometer gemacht, weil es bergab geht, aber trotzdem sind wir noch sehr hoch. Nach den ersten 18 Kilometern sind wir schon direkt am Morgen in der Stadt Ronda, die bekannt für ihre Lage auf einem Felsplateau und die Brücke „Puente nueve“ ist. Die Häuser sind wieder alle weiß und auf den ersten Blick ist an diesem grauen Sonntagmorgen nicht so viel los.

Angekommen in Ronda👍

Nach ein paar Gassen sind wir dann auf einmal auf der berühmten Brücke von Ronda und schauen begeistert hinunter: Es geht sehr tief runter und der Anblick beeindruckt wirklich. Hier auf der Brücke und in der Altstadt sind doch einige Menschen unterwegs.

Wow, was eine Schlucht!
Linus und die Räder vor der Puente Nueve, die tief in die Schlucht rein geht.

Es bis hierher gut geschafft zu haben, macht gute Laune😊

Linus und ich wechseln uns ab mit Herumlaufen: Einer bleibt bei den Rädern und der andere kann sich umschauen gehen auf der Brücke und drum herum.

Ein besonderer Ort!

Nach einer Brotpause und Foto Sessions geht es dann weiter. Apropos Brot, hier eine Liste, was wir bisher gegessen haben:

Essen für uns beide in 4 Tagen auf dem Rad:

  • 2 ganze Brote
  • 450 g Nutella
  • 2 Kilogramm Reis
  • 20 Liter Wasser
  • 1200 Gramm Tomatensoße
  • 2 Packungen Gummibärchen
  • 1 Packung Cookies
  • 2 Orangen
  • 250 Gramm Nüsse
  • Gebäck: 6 Croissants, 4 Schinken- Käse- Taschen, 2 Empanadas
  • 160 g Schinken
Raus aus Ronda

Die Sonnenstrahlen, die sich eben an der Brücke auch mal blicken lassen haben, sind schon wieder verschwunden und die ausgezogene Kleidungsschicht kann man sich wieder anziehen😅

Wir fahren mitten durch die Berge über eine wenig befahrene Straße und plötzlich fängt der Wind nochmal an richtig Vollgas zu geben Heftige Windböen überraschen uns immer wieder und drücken so heftig gegen uns, dass der Lenker seitlich umschwenkt und wir anhalten, weil es unmöglich ist der Kraft entgegenzuwirken. Es ist einfach der Wahnsinn… selbst auf flacher Straße unmöglich bei dieser Art von Wind ordentlich vorwärts zu kommen. Nur im langsamsten Schneckentempo mit mühseliger Kraft und immer mal wieder kommt eine Böe die dich stoppt.

Bergauf geht es dann auch noch heute ziemlich viel. Uns war gar nicht bewusst, dass wir hier so richtig in die Berge fahren würden und wir sind überrascht. So weit das Auge reicht nur Berge, dahinter Berge und dahinter… Und wir gurken hier oben herum, fahren bergauf und mal bergab, immer weiter, bis der Hunger kommt und wir wieder eine Brotpause einlegen. Zwischendrin füllen wir die Wasserflaschen auf in einer Gaststätte und weiter geht’s.

Und wir fahren durch die Berge, und wir fahren durch die Berge🎵

Inmitten der Berge sieht man hier und da einen Fleck weißer Häuser, manchmal Schafe oder Kühe neben der Straße.

Der erlösende Moment ist dann der, wo Linus verkündet: „Ab jetzt geht’s nur noch bergab. Für 20 Kilometer.“ Das möchte man hören. Einfach geil. Wir haben es total genossen. Aber wegen des Windes muss man auch sehr aufpassen, wenn einem in der Kurve genau seitlich eine unerwartete Böe kommt, dass man noch gegenlenken kann.

Nach 75 Kilometern etwa gegen 17.00 Uhr machen wir für heute Schluss. Wo wir gerade sind, bietet es sich gut an zu zelten, weil die Gegend noch ländlich ist. Für 18.00 Uhr ist Regen gemeldet, wir räumen also schnell ein Stück Boden frei von Dornen und bauen das gute Zelt rasch auf. Gerade jetzt (20.00 Uhr) prasselt der Regen nur so auf das Dach hinunter.

Andalusien & Algarve: Tag 3

Fakten

● 52 Kilometer

● 1353 Höhenmeter

● Orte: Von Marbella aus in die Berge (Richtung Ronda)

● Wetter: am Morgen ein paar Regenschauer, bewölkt

Die letzte Nacht im Zelt (vom Schlafplatz Aussicht auf das Dorf Ojén) war ganz gut, wir haben die meiste Zeit gut schlafen können. Ein paar Geräusche hört man ja fast immer beim Zelten und ist auch mal wach. Richtig wach werden wir gegen 7.00 Uhr, aber exakt dann setzte Regen ein und wir verharren weiter in den Schlafsäcken. Eine halbe Stunde später beginnen wir uns fertig zu machen und frühstücken schonmal im Zelt Brot mit Nutella. Gegen 8.00 Uhr können wir schließlich das nasse Zelt abbauen und unsere Sachen in den Fahrradtaschen verstauen. Vorsorglich ziehen wir uns direkt am Morgen die volle Regenmontur an: Regenhose, Gamaschen, Regenjacke und den Regenschutz über den Helm.

Die Tagesetappe beginnt zu unserer Freude mit einer Abfahrt. Bis Marbella einfach entspannt rollen lassen, was wünscht man sich sonst😀.

Die Fahrräder regendicht ausgerüstet. Sie sehen doch sehr beladen aus 😅
So sehen Taschen nach einer Fahrt durch Pfützen aus👌

Da werden die Fahrräder ganz schön voll Schlamm und Dreck bespritzt, aber so ist das. In der Stadt angekommen steht dann für uns auf der To- Do- Liste erstmal einzukaufen. Wir entschieden, dass ich schnell in den Lidl reinspringe, der auf dem Weg liegt. Für unsere bevorstehenden Höhenmeter in Richtung Ronda hole ich Snacks für den Tag- bei den Backwaren findet man hier auch spanische Spezialitäten wie Empanadas. Nudeln und Reis sind doch tatsächlich komplett ausverkauft und ich wähle stattdessen Sushi- Reis. Auch der 5 Liter- Wasser-Kanister darf nicht fehlen. Schon in den letzten beiden Tagen, war dieser eine gute Lösung, um alle Flaschen aufzufüllen.

Anschließend geht es los: An der ewig langen Strandpromenade sind viele Spaziergänger unterwegs und der Meeresgeruch steigt uns sofort in die Nase. Der Sand ist nass vom Regen und ganz dunkel. Im Sommer bestimmt sehr schön hier.

Nach einigen Kilometern geht’s wieder weg vom Meer und stets bergauf. Wir fahren an vielen großen Häusern und Villen vorbei und es werden in jede Richtung Golfplätze ausgeschildert. Jetzt ist es mittlerweile schon 12.00 Uhr und es wird wieder angenehmer. Also Regenhose wieder aus, darunter schwitzt man bergauf sowieso nur.

Viele prunkvolle Anwesen und Villen stehen hier in Marbella

Der Ernst beginnt… vorgestern am Flughafen hatte uns eine Frau bereits etwas Angst eingejagt, dass es nach Ronda hoch, so steil sei. Aber wir nehmen es auf uns. Direkt zu Anfang ist eine Straße zwischen den prächtigen Villen schon total steil: Von der Sorte, dass man selbst im kleinsten Gang kaum die Kraft für den Tritt aufwenden kann und jeden Moment fast stehen bleibt am Berg. Natürlich kommt ausgerechnet hier und jetzt die Sonne raus und plötzlich ist es gefühlt 30 Grad. Unter den langärmligen Shirts eine Qual, schnell wird eine Schicht ausgezogen. Und weiter. Beim wieder anfahren, bringe ich zu wenig Kraft auf und muss erneut stehen bleiben. Mann, war Fahrrad fahren bergauf wirklich so anstrengend? Die Straße nimmt auch kein Ende und dann ist Linus irgendwann auch schon oben. Ich schiebe die letzten Meter zu ihm hoch und er sagt:“ Wir sind falsch.“ Haha, ein schlechter Witz. Leider ist es war, aber wir sind nur 100 Meter zu weit gefahren, es gab eine Abzweigung.

Und wir sind beide erleichtert, als wir die super steile Straße runterrollen und auf den richtigen Weg kommen. Denn jetzt ist es nicht mehr so unmöglich steil. Mit normaler leichter Steigung können wir gut leben und genießen, dass uns die Sonne weiterhin wärmt.

Fahrrad Waschanlage: Mit dem leeren Kanister duschen wir Räder und Taschen erstmal wieder.
Linus navigiert uns per GPS Uhr: Hier werden noch 1031 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt angezeigt 😌

Während der Fahrt naschen wir immer wieder Gummibärchen ( wir haben 4 Tüten von zuhause dabei, eine ist schon leer) und schalten die Musikbox ein. So lässt es sich gut aushalten und wir genießen die Fahrt in die Berge sehr.

Es ist erstaunlich wie, schnell man sich wieder hocharbeitet und welche Strecke wir zurücklegen. So geht es weiter und weiter… ab 15.00 Uhr ist es dann wieder sehr frisch und windig, aber wir haben ja auch gut Höhenmeter gemacht. Außerdem ist es landschaftlich die ganze Zeit mega schön. Der Ausblick auf die Berglandschaft ist perfekt und der Berg, an dem sich die Straße entlang schlängelt ist oben so vom Nebel umhüllt, dass man nicht sieht, wie hoch es noch geht. Es wirkt mysteriös und abenteuerlich- genau die richtige Motivation um weiterzufahren.

Die weiten Bergketten Andalusiens
Ein stück höher können wir uns an dichtem Grün sattsehen 🌿🍃

Um 16.20 Uhr ist es dann echt richtig kühl und mittlerweile sind wir in einer sehr kargen Landschaft. Überall Felsen und Palmen natürlich schon längst nicht mehr.

Auf 1000 Metern herscht sozusagen Steinwüste. An einer Ecke entdecken wir Schafe und wir hlren Kuhglocken.

Wir finden einen top Zeltplatz mit Aussicht auf das Tal, jedoch peitscht uns der Wind gnadenlos gegen die Zeltwand. Wir sind froh, uns nach einer dritten Reismahlzeit in Folge im Schlafsack wieder aufzuwärmen. Mit so einer Kälte hier oben haben wir gar nicht gerechnet.

Hurra, geschafft für heute😊💪
Unser Platz für heute. Wirklich top Sicht. Das Zelt flattert uns ganz schön um die Ohren vom Wind.

Andalusien & Algarve: Tag 1

unser Plan

Endlich sind Semesterferien… doch wie es so ist stehen meist trotzdem noch einige Verpflichtungen bevor: Klausuren, Nebenjobs und so weiter. Zum Glück bleiben uns nun noch zweieinhalb Wochen bis zum Semesterstart und wir haben eine Fahrradtour von Málaga (Spanien) bis nach Faro (Portugal) geplant. Für diese Tour haben wir diesmal (zumindest vom Gefühl her) deutlich kompakter gepackt als für die Adriaküste letzten Sommer. Wir fliegen aber ja auch nach Málaga und müssen uns an die Begrenzung des Handgepäcks halten. Jeder hat im Wesentlichen nur seine zwei Fahrradtaschen dabei. Hier musste diesmal alles rein: wenige Kleidungsstücke, Zelt, Ausrüstung… Auf Campingstühle im Gepäck verzichten wir natürlich für die kurze Reise, man muss und kann nicht alles mitschleppen.

In ungefähr 2 Wochen möchten wir die Strecke von 800 km zwischen den beiden Großstädten bewältigen. Also werden wir etwa 50 km am Tag fahren, wenn alles nach Plan läuft. Wir sind gespannt auf die Route, die Landschaft und die Städte und wie gut oder schlecht es laufen wird.

Vom Wetter her sind wir trotz Regenmeldungen auch erstmal optimistisch und haben die kurze Hose auch schon eingepackt, mal sehen ☺

Auf Geht’s: Fliegen mit Fahrrädern

04.50 Uhr: Der Wecker klingelt und eigentlich ist es etwas zu gemütlich um aufzustehen. Gut, dass schon alles vorbereitet ist. Schnell schlüpfen wir unsere Reise- Outfits und tanken mit dem Frühstück noch genug Energie. Wir werden sie brauchen: Die Fahrradkartons sind nicht leicht zu tragen.

Praktischerweise befindet sich unsere Wohnung direkt an einer Straßenbahn- Haltestelle. So mussten wir mit den beiden Kartons und den 3 Taschen (+ 1 Tasche mit Rucksackriemen) nur die Straße überqueren und in die am frühen Morgen komplett leere Bahn steigen. Für solche kurzen Wege hat es sich heute morgen bewährt die Kartons so zu tragen, dass beide Kartons nebeneinander sind und man die 3 Taschen obendrauf legen konnte . Dann steht einer vorn und einer hinten und man greift mit jeder Hand einen Karton am Tragegriff.

Fertig für den Karton: zum Transport im Flugzeug schraubt man Pedale und Lenker ab und polstert und verklebt die Schaltung, die Bremse, etc.
Nach einer Haltestelle Fahrt von unserer Wohnung müssen wir jedoch nochmal umsteigen und das gesamte Gepäck die Treppen zum Gleis der S- Bahn hoch bringen. Ein Karton wiegt schätzungsweise höchstens 15 kg und ist zu zweit gut zu tragen.
Nach einer guten halben Stunde Fahrt erreichen wir den Flughafen Köln- Bonn und Linus holt einen Gepäckwagen. Das Schwerste ist also geschafft.
Morgens als Einzige in der Bahn mit Schwertransport
Auf geht’s!✈
Wir sind sehr früh schon am Schalter und warten noch, bis es überhaupt los geht.

Am Check- In bekommen die Kartons einen Aufkleber und wir bringen sie anschließend zum Sperrgepäck, wo sonst nichts los ist. „Seid ihr von den Grünen?“, fragt der Flughafenmitarbeiter wohl leicht belustigt von unserem Anblick.

Es verlief alles ohne Umstände und vom Gate aus, konnten wir durch die große Glasscheibe sogar beobachten, wie die Fahrräder verladen wurden.

Verladung der Fahrräder

Ankommen in Spanien

Nach dem dreistündigen Flug tat es gut wieder raus an die Luft zugehen. Kaum stiegen wir die Flugzeugtreppen hinunter, gab es wie zur Begrüßung einen kurzen Moment voll warmer Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Wolken bahnten.

Die Fahrräder konnten wir direkt entgegen nehmen (die Kartons waren zwar etwas beschädigt, aber noch ganz). Vor dem Flughafen merken wir so langsam, dass wir woanders sind… so hohe Palmen gibt es in Köln eher selten. Das ist immer so eine komische Sache, mit dem Flugzeug zu reisen: Wir waren nicht länger unterwegs als von der eigenen Wohnung bis zu den Eltern und doch sind wir jetzt eine weite Strecke von zuhause entfernt. Als Linus die Fahrräder wieder aufgebaut hat, ist es ca. 15.45 Uhr und wir fahren los. Der einzige Weg vom Flughafen weg führt kurzzeitig über eine mehrspurige Straße und dann befinden wir uns in einer Art Industriegebiet. Ich gehe kurz in den Aldi und kaufe Reis für den Abend und ein Brot für morgen und Linus kauft anschließend eine Gaskartusche im Sportgeschäft Decathlon gegenüber.

Ach ja, am Flughafen waren die Leute alle sehr nett und wir sind z.B. von einer Deutsch- Spanierin auf unsere Fahrradtour angesprochen worden und haben ein paar Tipps bekommen.

Viel Zeit zum Fahrradfahren bleibt also heute nicht, aber das ist ok, wir sind sehr zufrieden, dass alles geklappt hat!

Dafür, dass wir 10 h nichts gegessen hatten zwischenzeitlich und schon lang wach sind, sind wir topfit.

Eineinhalb Stunden verbringen wir ganz entspannt trotzdem noch auf dem Sattel. Es geht leicht bergan, durch die Vororte von Málaga und es ist noch belebt, viele Leute sind draußen bei den milden Temperaturen. Unsere Route führt uns über den Ort Alhaurín de la Torre und die Landschaft gefällt uns bisher. Die Berge erstrecken sich hinter dem eher städtischen Gebiet um Málaga herum und es ist schon grün. In die Berghänge eingebettet sind Ortschaften mit Häusern in fast knalligen Orange- oder Gelbtönen und so wirkt alles sehr farbenfroh auf uns. An großen Straßen zieren Reihen aus Palmen den Ort und man möchte gerne weiterfahren, um alles zu erkunden. Später wird es etwas ländlicher, man sieht kaum ein Auto mehr und aus einer Straße kommt ein Mann mit einer riesig großen Ziegenherde hinter sich. Gegen 19.00 Uhr bauen wir das Zelt an einem kleinen Bach hinter ein paar Sträuchern und Bambuspflanzen auf. Von den Häusern in der Nähe hört man zwar ein paar Hunde bellen, aber sonst ist es absolut ruhig.

In der Dämmerung kocht Linus den Reis mit Tomatensoße und als wir anfangen zu essen, ist es schon sehr dunkel.

Heut sind die Fahrradwege 1a.👍
Ob ich an die Orange drankam?😀
Eine Ziegenherde 🐐
¡Buenas noches!😴

Tag 3: Bakar- Stinica (92 km)

Was ein Tag, ein sehr langer Tag mit unglaublich vielen Eindrücken.

Die Nacht war etwas unruhig gewesen, da wir immer wieder Geräusche hörten und uns nie sicher waren, ob vielleicht jemand den Feldweg ,wo wir zelteten entlang ging. Doch man hört natürlich alles Mögliche wie Tiere oder Rascheln von Blättern. Außerdem hatte jeder von uns zwischendurch im Halbschlaf geredet, was normalerweise auch nicht vorkommt.

Richtig begonnen hatte der Tag gegen 7 Uhr mit dem Wecker. Durch das durchsichtige Zeltdach konnten wir schon in den blauen Himmel schauen und der Tag erwartete uns bereits. Also wurde sich rasch angezogen, die Sachen zusammengeräumt und noch auf die Schnelle gefrühstückt: Brot mit Nuss- Nougat- Creme aus der Tube (schmeckt echt gut unterwegs). Nach dem Eincremen und Zähneputzen ging es auch schon los.

Das Tolle war: Heute konnten wir zu Anfang direkt ein gutes Stück Rollen lassen. Da fängt es dann an, Spaß zu machen: Fahrtwind, Morgensonne und ringsherum die mediterrane Landschaft Kroatiens. Zunächst fuhren wir eher durchs Landesinnere und blieben eine ganze Weile auf Straßen, die etwas höher entlang der Berge führten. Nach einer Weile eröffneten sich daher sehr schöne Blicke auf die Küste und das Meer. Wir hatten dauernd die Insel Krk und im späteren Tagesverlauf auch die Insel Rab im Blick.

Krass in jeder Hinsicht war es in jedem Fall die Küstenstraße Richtung Süden mit dem Fahrrad zu fahren. Die Aussichten während dem Fahrerlebnis sind einfach unglaublich spektakulär, vor allem weil es auch total oft vorkam, dass wir bergab fahren konnten- das ist der pure Genuss bei der Landschaft und auch ein Highlight, weil man mit seinem Gefährt bis zu 55 km/h erreicht. Nach jeder Kurve folgt ein neuer Blick aufs Meer und an dem türkisfarbenen Wasser der Buchten könnte man sich ewig sattsehen (aber leider sollte man wieder auf die Straße schauen). Überall gibt es wieder was zu gucken: Schroffe Felsschluchten, durch die wir fahren und im Anschluss kann man wieder aufs Wasser schauen, wo hier und da ein Boot oder ein Stand- Up- Paddler seine Wege zieht. Das war ein absoluter Traum heute von den Aussichten her. Nur leider lässt sich in voller Fahrt auf der Straße nicht jedes  Bild fotografisch einfangen.

Grandiose Aussichten

Das ganze hat aber auch eine Kehrseite gehabt: Diese Straße von heute ist die einzige Straße weit und breit, weshalb jeder hier unterwegs ist: aufheulende Motorräder, Wohnmobile und alle anderen. So ist man auf dem Fahrrad nicht in der besten Position und es gilt, dauerhaft konzentriert zu sein: Besonders auf Schlaglöcher in der Straße muss man aufpassen und sie umfahren- wir haben als Zeichen vereinbart, dass Linus als Warnsignal klingelt. Er fährt eigentlich immer vorne, da er sich auch um die Navigation kümmert (mit der App Komoot). Manchmal ist die linke Seite zur Küste auch nicht per Leitplanke begrenzt, sondern nur mit einzelnen niedrigen Mauerabschnitten.

Da wir soeben von den tollen Bergabfahrten berichtet haben, dürfen auch die Anstiege nicht verschwiegen werden: auch die gab es. Zwar kam kein so steiler/langer Anstieg wie gestern, aber alles in allem mussten wir mit 1144 Höhenmetern wieder gut in die Pedale treten. Puh, es war so verdammt anstrengend… in der Hitze musste man sich auch ständig Wasser reinkippen. Und die Anstrengung beim Fahrradfahren ist ja auch ganz anders als beim Gehen, man spürt einfach ein starkes Brennen in den Oberschenkeln… und das die ganze Zeit während des Anstiegs. Beim Hochfahren wird man auch nicht gern von Autos zu nah überholt. Die meisten Fahrer haben zwar auf guten Abstand geachtet, aber ein Flixbus ist heute so nah an mir vorbeigerauscht, dass da kein Meter mehr war. Ich war nicht mal vorbereitet und sehe nur plötzlich im Augenwinkel etwas großes neben mir herdüsen. Aber ehe ich nachdenken konnte, war der Moment auch schon wieder vorbei.

Um ein paar Daten des Tages zu nennen: Wir waren insgesamt 6h in Bewegung und 10,5h seit 8.00 Uhr unterwegs. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug ca. 15 km/h (am Berg eher Schritt Geschwindigkeit und runter eben eher schneller 😀)

Wir haben zu Beginn nur kleine Snack Pausen mit Müsliriegeln und Gummibärchen gemacht und im Ort Senj legten wir gegen Mittag eine größere Pause ein: Einer der ersten Orte, wo wir wirklich direkt unten am Meer waren. Keine Frage also, wir mussten reinspringen. Das war ein absolutes Highlight. Schnell in die Badesachen und ab rein da: Endlich Wasser. Es tat unglaublich gut mit dem Körper, der von Schweiß und Sonnencreme klebt mal unterzutauchen und die Fische zu begrüßen. Einfach das beste Gefühl. Wir haben uns danach so schön frisch gefühlt. Wir hatten uns nämlich gestern Abend nur mit Feuchttüchern grob gereinigt, um wenigstens die Schmutzpartikel vom Fahren zu entfernen, mehr bot sich nicht an.

Baden in Senj!

In Senj haben wir uns auch einige Snacks im Supermarkt gekauft: Gebäck, Donuts und Trauben und das Wasser musste aufgefüllt werden! Wir füllen es jeden Tag 3 mal die Getränke nach und haben Kapazitäten von 2l und 2.5 l in unseren Flaschen. Somit haben wir heute mindestens jeder 5- 6 Liter getrunken und ich musste tagsüber trotzdem nicht auf Toilette- alles direkt ausgeschwitzt. Es ist phänomenal!

Nach 92 km war um 18.40 Uhr am Abend auch wieder großer Hunger im Anmarsch und somit sind wir von der Straße runter und haben einen Schlafplatz mit top Aussicht aufs Meer gefunden. Zum Glück ist noch Wasser da, hier könnten wir lange danach suchen. Schließlich wurden -was auch sonst- Nudeln gekocht mit leckerem Pesto (500 g+ 2 Gläser Pesto) und alle verputzt. Also hat jeder mal eben von dem Topf mit 3400 Kalorien 1700 abbekommen. Was eine Mahlzeit. Aber aufgrund der hohen Anstrengung über den ganzen Tag liegt unser Tagesbedarf momentan auch bei mindestens 4000 Kalorien.

Das wichtigste ist, es hat sehr geschmeckt und der Sonnenuntergang spielte sich auch direkt vor uns ab … jetzt hört man hier vereinzelt noch Tiere rascheln.

Viele Bilder des Tages sind in der Galerie!

L&L zurück zuhaus- Ein Rückblick auf unser erstes Abenteuer!

Eine 10858- Kilometer- Reise: 900 Kilometer-Wanderung, 14 Länder und ein Viertausender!

Genau zwei Monate ist es nun her, dass sich zwei frisch gebackene Abiturienten, die sich im Grunde nicht kannten, gemeinsam auf große Tour begaben: Eine Extremwanderung von 900 Kilometern, 14 bereiste Länder und jede Menge Spontanität.

Diese zwei jungen Menschen waren wir. Es ist unfassbar, wie viel wir erlebt haben… wie vielen extremen Wetterlagen wir standhielten, welche körperlichen Grenzen wir zu spüren bekamen und wie wir das einfache Leben mit all seinen kleinen Glücksmomenten Tag um Tag lieben lernten.

Wenn wir nun zurückdenken an den Anfang unserer Geschichte, können wir kaum glauben, wie alles so gekommen ist und wie viel sich mit der Reise doch für uns verändert hat. Auch wenn wir natürlich noch dieselben sind, fühlen wir uns doch auch wie zwei neue Menschen. Und nein, das liegt nicht etwa daran, dass wir mittlerweile 20 geworden sind oder, dass unsere Füße nun mit neuen steinharten Hornhautplatten versehen sind. Es kommt eher daher, dass das Leben mit „sehr wenig“ auf dem Alpe- Adria – Trail, auf dem wir uns jeden Tag mehr kennen gelernt haben, sehr prägend war. Wir konnten unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Reisen (und auch die Leidenschaft fürs Extreme) voll ausleben, haben jede Schwierigkeit gemeinsam gelöst und all die unvergesslichen Momente miteinander geteilt.

Vor drei Monaten hätte noch keiner von uns beiden erahnen können, was uns diesen Sommer erwartet… Wie auch? Schließlich wussten wir nicht mal von uns, dass der Andere überhaupt existiert. Doch bereits nach unserem ersten Treffen am verregneten 16. Juni spürten wir es beide schon: Dass das der Anfang etwas sehr Großem, sehr Verrücktem und sehr Schönem sein würde.

Und mit diesem ganz besonderen Gefühl im Gemüt stürzten wir uns Hals über Kopf hinein… Als wir am 11. Juli in den Zug stiegen war das sozusagen unser fünftes Treffen! Naja, aber eigentlich fühlte es sich auch gleichzeitig sowieso die ganze Zeit schon an, als würden wir uns ewig kennen. Dass wir bei unserem Kennenlernen zahlreiche Gemeinsamkeiten entdeckten (vom sportlichen Interesse bishin zur Vorliebe für Kakao anstatt Kaffee) oder oft Dinge im gleichen Moment dachten, schien gar nicht mehr aufzuhören und das mit dem „gleichzeitig denken“ dauert sogar bis heute an.

„Unser fünftes Treffen“ war wahrscheinlich mit einer Dauer von 62 Tagen auch das längste fünfte Treffen überhaupt auf der Welt und sicherlich das, mit den meisten Erlebnissen. Am Fuße des Großglockners waren wir (und auch die Klamotten) noch ganz frisch und wir ahnten nicht im Geringsten, was uns doch tatsächlich erwarten würde. Wir freuten uns einfach sehr, dass es losging: Unser ganz eigenes Abenteuer! Wir waren voller Elan und machten vor allem jede Menge Fotos mit unseren blau verspiegelten Sonnenbrillen, um unsere Vorfreude und die atemberaubende Landschaft mit den schneebedeckten Gipfeln fotographisch festzuhalten.

Am Abend merkten wir dann nach zeitaufwendigem Verlaufen auf den steinigen alpinen Wegen zum ersten Mal so richtig, dass wir uns keine zu kleine Herausforderung rausgesucht hatten. Diese Tour würde wirklich etwas von uns verlangen. Wenn wir jetzt an die ersten drei Tage zurück denken, erinnern wir uns nur zu gut, wie wir an Tag 2 beim Bergabgehen die Knie merkten, wie wir zum ersten Mal einen Weg umsonst hochliefen und dann erst wieder auf den richtigen Pfad fanden und wie ein jeder von uns mit der neuen Belastung an Schultern, Rücken, Hüften, Knien und Beinen ( ok, also eigentlich am ganzen Körper) zu schaffen hatte. Die ersten Tage waren hart, aber gleichzeitig auch wunderschön, trotz der Strapazen hatten wir so viel zu lachen, dass wir auch noch die Bauchmuskeln trainierten. Schnell stand dann nur fest: eine Erleichterung der Rucksäcke muss her ( 27 , bzw. 21 kg waren zu viel!!!). Und somit gingen wir an Tag 5 morgens früh zur Post und schickten sämtliches unnötiges Zeug zurück: zwei Handtücher, einen Teller, Kleidung, eine kleine Musikbox und noch mehr. Auch ein Zelt konnte getrost nachhause reisen, denn wie man auf unseren Schlafplatzbildern sehen kann, haben wir ab der zweiten Nacht nur noch Gebrauch von einem gemacht. So sind wir dann einige Kilos Gepäck losgeworden und fühlten uns im wahrsten Sinne des Wortes „erleichtert“. Wir trauerten auch nicht um die Sachen, denn nun am Ende der Tour, wissen wir es genau: Man braucht nicht viel! Im Gegenteil: Mit weniger zu reisen, erweist sich in jeder Hinsicht nur als Vorteil. Weniger, an das man denken muss… weniger, dass man waschen muss… weniger, dass man schleppen muss. Ohne diese Erleichterung hätten wir die Tour auch nie geschafft, da sind wir uns sicher. Die Beanspruchung wäre so hoch gewesen, dass wir uns womöglich verletzt hätten. Aber so ging es weiter… Alles nahm seinen Lauf. Auf den 22 Tagen in Österreich hatten wir oft gutes Timing: immer nach dem Zeltaufbau abends hat es geregnet. Meist waren wir so fertig, dass die letzte Kraft nur noch für’s Kochen im Vorzelt ausreichte. Ja, selbst das einfache Abstützen auf dem Ellebogen im Zelt war nicht mehr möglich und löste Schmerzen aus, da die Schultern vom Rucksacktragen einfach so unglaublich strapaziert waren. Wenn der Regen dann auf’s Zelt prasselte saßen wir jeder mit einem Topf Nudeln mit Carbonarasoße im engen Zelt, beziehungsweise lagen vielleicht eher seitlich da, weil keine Position so richtig bequem war. Ja, selbst essen kann anstrengend sein. Und an den Tagen, an denen es sich draußen auf keiner Bank anbot, wurde auch das Frühstück in gekrümmter Sitzposition wieder im Zelt eingenommen. Und anschließend wurde einfach weitergegangen, ohne dass wir an dem Morgen in den Spiegel geschaut hatten. Tatsächlich war es dann immer wieder ein sehr komischer Moment tagsüber auf einer Almhütte auf Toilette zu gehen und plötzlich das eigene Gesicht mal wieder im Spiegel zu erblicken.

Mit all seinen Höhepunkten, was bei den ganzen Gipfelkreuzen auch wörtlich zu verstehen ist, haben wir den Alpe- Adria mit Zelt bewältigt, währenddessen die alltäglichen Dinge wie einkaufen, kochen und sauber machen (= Zelt ausschütteln) erledigt und gleichzeitig die Faszination des Unterwegsseins und die Bekanntschaften, die man dabei macht, erlebt. Selbst die härtesten Tage- dabei denken wir beide an Tag 23 ( bei Unwetter und Kälte über den Schwarzkogel nach Slowenien)- sind rückblickend doch gleichzeitig mitunter auch die Wertvollsten. Denn die Momente, in denen wir zitternd vor Kälte im Regen im Gebirge standen, Hunger hatten, vor Nebel den Weg kaum fanden und wussten, dass es verrückt ist, noch den ganzen Abstieg möglichst vor Dunkelheit bewältigen zu müssen…, ja, die Momente sind es wohl, an die wir uns für immer erinnern werden. Aber auch ganz andere Sachen waren die besten Erfahrungen an unserer Reise. Gern denken wir an all die besonderen Menschen zurück, die uns unterwegs so freundlich und offen begegnet sind, die uns einfach eingeladen haben, obwohl sie uns nicht kennen und, die großzügig waren. Solche Begegnungen und Einladungen haben wir jedes Mal auf’s neue als großartiges Geschenk empfunden und waren gerührt. Die Menschen sind es auch, die unsere Reise so einmalig gemacht haben. Auch nur eine kleine Plauderei über’s Wandern oder dies und das lassen oft einen glücklichen Moment entstehen, der die Reise zu etwas Einzigartigem macht.

Nachdem wir auf die letzten Hitze- Wandertage die Weinliebe und Herzlichkeit der Italiener selbst erfahren haben, hatten wir nach 37 Tagen unser Ziel Muggia bei Triest erreicht und waren bereit für noch mehr Abenteuer. Ein wenig Action und Adrenalin sollte her, und wir dachten uns…“ Ein Viertausender …, das ist nicht schwer.“ Diese Bergbesteigung war für uns beide vielleicht sogar das Highlight schlechthin der Tour. Wir werden nie vergessen, wie spektkulär die Kletterei hoch hinauf auf’s Lagginhorn war… und, wie geil es dann erst war, am Gipfelkreuz über den Wolken zu stehen. Einmalig!!!

Da wir nach dem Alpe- Adria Trail eine Europareise mit Interrail- Ticket dranhingen und auf diese Art zahlreiche Städte und Länder entdeckten, legten wir auf der ganzen Reise insgesamt 10858 Kilometer zurück.  Davon 900 Kilometer zu Fuß, 8473 Kilometer per Zug, 180 Kilometer per Fähre und 1305 Kilometer im Flieger. Knapp eine Woche, nämlich 6 Tage, 14 Stunden und 30 Minuten verbrachten wir somit insgesamt in Verkehrsmitteln. Wir haben insgesamt 41 verschiedene Fahrzeuge genutzt, darunter 25 verschiedene Züge.

Besonders stolz sind wir aber auch, dass wir es geschafft haben in den 37 Tagen auf dem Trail fast durchgehend bei jedem Wetter zu zelten. Lediglich an 4 der 37 Tage auf dem Trail war es für uns nötig, ein Zimmer zu nehmen. Ernährt haben wir uns mindestens genauso oft, wie wir gezeltet haben, von unserem Standard- Gericht Nudeln… Dies führte sogar soweit, dass wir einmal beim Nudelkochen von der Polizei ermahnt wurden. Aber wir testen eben gern die Grenzen aus, und das in jeder Hinsicht, auch beim Nudelkochen.

Selbst, als wir im Anschluss an ein paar Stadtbesichtigungen eine gute Woche Strandurlaub am schwarzen Meer machten, ließ uns unser Tatendrang und Ehrgeiz nie ganz los und wir übten ewig lang an einem akrobatischen Schulterstand, brachten uns Fußballtricks bei oder dachten uns neue Sachen aus. Auf den letzten Zugfahrten lernten wir nebenbei mit einer App alle Länder der Welt auswendig und konnten gar nicht mehr damit aufhören. Da sind wir beide auch haargenau gleich- Wenn uns eine Sache packt, dann ziehen wir sie auch durch!

So war es ja auch mit der 37- Tage- Extremwanderung bei uns: Wir haben es einfach durchgezogen. Gleichzeitig haben wir uns bei einer der härtesten Sachen, die man nur machen kann, kennengelernt und auch lieben gelernt, waren 62 Tage lang keine Stunde getrennt und sind auf der allerschönsten, extremsten und verrücktesten Reise unseres Lebens zusammengekommen.

Vollkommen glücklich kamen wir am Freitag in Koblenz an!

Nach wie vor der Tour können wir nun wieder sagen: „Das ist erst der Anfang.“ Wir sind uns sicher, dass wir in Zukunft noch weitere spannende Reiseideen in die Tat umsetzen werden.


Um von unserer ersten Reise noch brandneue Fotoeindrücke zu bekommen, geht’s hier zum Update der Galerie. [Link]


Zum Abschluss unserer ersten Tour möchten wir vor allem eins sagen: Danke an euch alle!!! Zuallererst danke an all unsere vielen LeserInnen! Besonderen Dank auch all denen, die uns mit Nachrichten und Kommentaren immer wieder neue Motivation geliefert haben! Ihr seid der Hammer! Und nicht zuletzt danken wir den tollen Menschen, die uns mit Spenden auf dieser Reise unterstüzt haben. Ein ganz großes Dankeschön auch an unsere Familien und an unsere Eltern, die uns erst auf diese Reise haben aufbrechen lassen, uns unterstützt haben und uns trotz unserer sehr ausgeprägten Verrücktheit einfach machen lassen haben. Danke!

L&L on Tour… Tag 60 & 61: Stockholm und Kopenhagen- in den Metropolen des Nordens

Stockholm: Der Marktplatz mit seinen bunten Fassaden auf der Altstadt- Insel Gamla Stan

Mittwochnacht ging unser Zug von Malmö in die größte Stadt Skandinaviens: Stockholm!

Gegen 22.00 Uhr änderte sich am Dienstagabend in Malmö nochmal ein wenig unsere Planung… Müde von der Fährfahrt stoßen wir zum ersten Mal auf der Tour auf das Problem, dass sich keine Sitzplatzreservierungen für den anvisierten Zug mehr vornehmen ließen und wir kamen nicht in den Zug, da Schweden während der Corona- Zeit nur aufgelistete Passagiere mitfahren lässt. Aufgrund der Umstände kam es somit dazu, dass wir beide noch bis 3.40 Uhr in der Bahnhofshalle rumhingen, um den nächsten Zug in die Hauptstadt zu nehmen. Die Stunden vergingen nur langsam…es gibt Besseres, als nachts am Bahnhof zu sitzen. Aber was soll’s. Wir haben die Zeit überdauert und schliefen dann schließlich im Zug nochmal ein, bis wir plötzlich in Stockholm wieder von einer Schaffnerin geweckt wurden.

Wie immer gingen wir direkt in die Unterkunft. Das Birka- Hostel befand sich direkt in Bahnhofsnähe und wir warteten erstmal auf die Öffnung der Rezeption.

Um 11.00 Uhr waren wir dann nach 3 Zugfahrnächten endlich wieder geduscht. In neuer Frische konnte die Stadttour beginnen!

Die schwedische Hauptstadt ist reich und modern, wie man am gepflegten Stadtbild und den ganzen Leuten in Anzügen direkt zu sehen bekommt. Man nennt Stockholm übrigens auch Venedig des Nordens, aufgrund der vielen Gewässer und Boote. Wusstet ihr, dass die Stadt auf 14 Inseln angelegt ist? Außerdem verfügt Stockholm für eine Metropole auch über erstaunlich viel Natur…, überall sind Parkanlagen oder grüne naturbelassene Gebiete auf den Inseln.

Eine alte Markthalle in der Innenstadt
Das Inselarchipel Stockholm verfügt über viele grüne Ecken.
Der Reichstag Schwedens hat eine eigene Insel für sich!

Am Ende unseres Tages hatten wir in Stockholm auch schon wieder 17 km zurückgelegt und entspannten noch ein wenig im Hostel.

Wir finden sogar die Städtetage aktuell viel anstrengender als das  Wandern, da man immer auf Achse ist: Unterkünfte raussuchen, Züge reservieren, Stadttour planen und von vorn…

So folgte am nächsten Tag auch schon wieder die nächste Stadt ( und leider schon die letzte auf dieser Tour) : Am Vormittag fuhren wir mit dem Zug bis nach Kopenhagen. Schweden und Dänemark sind auf der Ostsee durch die Öresundbrücke verbunden – die weltweit längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr!

Als wir gegen 2 Uhr am Nachmittag in Kopenhagen ausstiegen, brachten wir die Rucksäcke nur schnell ins Hostel, ehe wir die Stadt unsicher machten.

Was uns in Kopenhagen direkt ins Auge fiel? Ganz klar: die Massen an Fahrrädern, die hier unterwegs sind. Es ist einfach unglaublich, wie ganze Kolonnen drauf los radeln, sobald auf der Fahrradstraße die Ampel grün wird.

Wir erkundeten die Stadt heute zwar nicht klassisch auf dem Zweirad, sondern auf dem E- Roller. Es war eine perfekte Möglichkeit, um an einem Nachmittag in das pulsierende Leben der Großstadt einzutauchen und inmitten der Fahrräder über den Asphalt zu brettern.

Auch in Kopenhagen gibt’s viel Wasser zu sehen.
Blick auf die Oper
Das Wahrzeichen: Die kleine Meerjungfrau. Angelehnt an das gleichnamige Märchen von Hans Christian Andersen steht diese Statue ganz unscheinbar am Ufer.
Das Altstadtviertel Nyhavn mit seiner Farbenpracht in der Abendsonne
Am königlichen Palast sind die Wachmänner stets auf ihren Posten.
Königlicher Palast
Ein gelungener letzter Tag mit Sonnenschein in Dänemark!

Nach all den eindrucksvollen Reisetagen neigt sich unser Trip nun dem Ende zu und morgen steht schon die Heimreise nach Koblenz auf dem Programm. Wir können kaum glauben, wie die Zeit verflogen ist!

Da wir so viel erlebt haben, folgt am Samstagabend vorraussichtlich ein Rückblick- Blog zu unserer L&L Tour, worin wir nochmal spannende Fakten und interessante Statistiken zur Tour veröffentlichen wollen. Auch ein komplettes Update der Galerie mit vielen neuen Impressionen lässt auf sich warten!